Warum engagiert sich die Commerzbank AG für den Publikumspreis von concerti?
Christian Kotterer: Die Idee des Preises hat uns überzeugt: nicht nur die Künstler auf der Bühne zu beklatschen, sondern mal den Spieß umzudrehen und die Menschen zu würdigen, die sonst Beifall spenden. Wir als Bank fühlen zu dieser Idee eine starke Verbundenheit, denn bei uns stehen unsere Kunden im Fokus – genau wie die Kunst nichts ohne Publikum ist.
Was ist für die Bewerber für das Publikum des Jahres in diesem Jahr besonders entscheidend?
Kotterer: Wir waren ja schon einmal in der Jury und als Partner dabei. Daher weiß ich, dass eine emotionale Ansprache ausschlaggebend sein wird, um die Jury zu überzeugen.
Wie sieht das kulturelle Engagement der Commerzbank aus?
Kotterer: Wir engagieren uns auf vielfältige Art und Weise, und zwar bundesweit über unser Marketing und unsere Stiftung, aber auch sehr viel lokal. Wir unterstützen zahlreiche regionale Projekte und langjährige Kooperationspartner vor Ort, zum Beispiel die Deutsche Oper am Rhein, die Hamburger Staatsoper oder die Bayreuther Festspiele.
Welche Veränderungen bringt die Pandemie in dieser Hinsicht mit sich?
Kotterer: Als privatwirtschaftliches Unternehmen sind wir uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Die Kultur in Deutschland und Europa ist zahl- und variantenreich. Sie würde ohne eine staatliche und private Unterstützung in dieser Form nicht existieren. Wir beobachten viele Schwierigkeiten, Ängste und Existenznöte bei Kulturschaffenden und wollen unseren Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft weiterhin leisten. Das Gut der Kultur und ihre Aufgabe, sich mit gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen, ist ebenso schützenswert wie die Existenzen derer, die davon leben und es bisher auch konnten.
Wenn Sie in die Zukunft der Kultur blicken: Was geht Ihnen durch den Kopf?
Kotterer: Genau dieser Punkt: die Existenzsicherung der Künstlerinnen und Künstler, gerade auch weltweit, in nicht so wohlhabenden Ländern. Ich fürchte, dass auch etablierten Orchestern, die nicht staatlich subventioniert sind, bald die finanzielle Grundlage fehlen könnte, wenn wir nicht aufpassen. Ich fände es traurig, wenn die Pandemie dazu führe würde, dass sich Künstler alternative Lebensentwürfe suchen müssten. Damit stirbt diese einzigartige Vielfalt.
Konnten Sie in den letzten Monaten ins Konzert oder in die Oper geben?
Kotterer: Ich verbringe einen großen Teil meiner Freizeit in der Oper und bei anderen kulturellen Veranstaltungen. Sofort zur Spielzeiteröffnung war ich daher in Nürnberg und habe den „L’Orfeo“ gesehen, am Folgetag war ich in der Staatsoper in München im „Figaro“. Die Stimmung war völlig anders als sonst. Es wurde sehr genau auf die Hygienevorschriften geachtet, die meisten Sitze waren frei. Auch wenn sich das Publikum sehr bemüht hat, den deutlich leiseren Applaus bei den Künstlern ankommen zu lassen, fand die Wertschätzung in einer anderen Atmosphäre statt. Trotzdem habe ich mich unheimlich gefreut, Musik wieder live erleben zu können. Das Gefühl, wenn dich die Klänge durchströmen, kann kein noch so technisch ausgefeilter Livestream ersetzen.
Hat die Digitalisierung der Kunst nicht auch eine positive Wirkung?
Kotterer: Sicher kann man die digitalen Möglichkeiten weiter ausbauen und davon großen Nutzen ziehen, indem man noch viel mehr Menschen erreicht. Für mich persönlich kann das Internet das Live-Erlebnis aber nie ganz ersetzen. Künstler und Publikum müssen in einem Raum zur gleichen Zeit Emotionen miteinander teilen können. Das findet im digitalen Raum so nicht statt und ist deshalb für mich bislang nur eine Ergänzung.