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Aequinox Musiktage 2022

Wo Alte Musik in neuem Glanz erstrahlt

Die Aequinox Musiktage beschwören im brandenburgischen Neuruppin drei Tage lang die sinnstiftende Kraft des Livekonzerts.

vonJan-Hendrik Maier,

Der latinische Begriff „­aequinoctium“ bezeichnet die zwei Tage im Frühling und im Herbst, an denen lichter Tag und dunkle Nacht etwa gleich lang sind. Seit 2010 finden an diesen Tag- und Nachtgleichen im brandenburgischen Neuruppin die Aequinox Musiktage unter Federführung von Wolfgang Katschner und der von ihm gegründeten lautten compagney BERLIN statt. Dass das Festival in diesem Jahr erneut auf den Sommer verschoben wurde, dient der Prävention von Konzertabsagen infolge möglicher Infektionswellen. Auf der Festival-Homepage „beschwören“ die Veranstalter folglich „das Ende der Coronapandemie und die sinnstiftende Kraft eines Festivals voller Livekonzerte und echten Begegnungen zwischen Musikern und Zuhörern“. Als Festival­ensemble gestaltet die lautten compagney BERLIN fünf der insgesamt sieben Konzerte.

Gleich zur Eröffnung ergründet sie mit dem Leipziger Vokal­ensemble amarcord das Spannungsverhältnis zwischen Liebe und Krieg in Claudio Monteverdis „Madrigali guerrieri et amorosi“. Eine Reise an den Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV. unternimmt die lautten compagney mit Schauspielerin Franziska Troegner: Unter der Überschrift „Tweets aus Versailles“ kommen Texte von Liselotte von der Pfalz, der Schwägerin Ludwigs XIV., und französische Musik aus der Zeit um 1700 zu Gehör. Entgegen heutiger Bühnenpraxis war in der Renaissance gemeinsames Musizieren am runden Tisch durchaus üblich. Am Sonntagmorgen greift die ­compagney diese Praxis auf und interpretiert gemeinsam mit den Sängern der Capella Angelica Lieder von John Dowland. Neben der historischen Aufführungspraxis experimentiert das Ensemble auch regelmäßig mit epochen- und genre­übergreifenden Formaten. Dass Barock und Pop, Henry Purcell und die Beatles, so eine gelungene Verbindung eingehen, zeigt das gemeinsame Programm „Time Travel“ mit Saxofonistin Asya Fateyeva. In „Time Zones“ begegnen sich hingegen Samuel Scheidt und Erik Satie. Das preisgekrönte Ensemble Phoenix Munich um den Lautenisten und Bassisten Joel Frederiksen interpretiert Stücke des Singer-Songwriters Leonard Cohen neu. Geistliche Chor- und Orgelmusik von Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach und Johannes Brahms runden das musikalische Wochenende ab.

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