Seitdem Radio Bremen vor 15 Jahren aus dem alten Senderareal im Stadtteil Schwachhausen ausgezogen war, etablierte ein privater Verein im federgelagerten „Sendesaal“ ein ebenso ambitioniertes wie abwechslungsreiches Programm, mehrmals in Folge vom Bundeskulturpreis „Applaus“ der Bundeskulturmutter Claudia Roth für seine Vielfalt geehrt. Schon viel länger existiert hier dagegen das etwas sperrig getaufte Klavierfestival „Auf schwarzen und weißen Tasten“, zu dem der örtliche Kultursender gemeinsam mit dem Musikverein drei Weltklassepianisten zu einem „Gipfeltreffen“ eingeladen hat.
Den Anfang macht Joseph Moog, der als einer der wenigen jungen Deutschen gilt, die den Pianistenberuf nicht nur als Tastenschnelligkeitsrekordhalter begreifen, sondern ganzheitliche Künstlerpersönlichkeite sein wollen. Seit seiner eher ungeliebten Wunderkindheit machte der heute 36-Jährige eine wohltuend kontinuierliche Entwicklung durch. Vielfach mit renommierten Preisen überhäuft, setzt sich Moog für selten gespielte Komponisten ein und streut auch selbst immer gern eigene Stücke in seine Programme ein. Im Sendesaal spielt er unter anderem Werke des hierzulande völlig unbekannten französischen Romantikers Charles-Valentin Alkan.
Pianistische Größen in Bremen
Der zweite im Bunde ist der 1978 geborene und nicht minder beeindruckende Düsseldorfer Severin von Eckardstein, der dereinst das Wunder vollbrachte, den ersten Preis des belgischen „Reine Elisabeth“-Wettbewerbs zu gewinnen. Ebenso wie Moog ist er auf praktisch allen Bühnen der Welt zu Hause, seine CD-Veröffentlichungen provozieren allüberall Begeisterung. Besonders gespannt sein darf man auf seine eigene Transkription der Strauss-Tondichtung „Tod und Verklärung“.
Das Finale des kleinen Festivals schließlich bestreitet Kotaro Fukuma, der in seinem Heimatland Japan die Best-of-Liste der Tastenstars anführt und sich unter anderem durch eigene Transkriptionen hervorgetan hat. Er spricht fünf Sprachen und wohnt inzwischen in Berlin. Nach mehreren Abenden vor stehend applaudierendem Publikum kommt er bereits zum dritten Mal in den Sendesaal und bringt diesmal Skrjabin und Rachmaninow mit, den größten Jubilar der Saison.
Fassen wir also zusammen: Wer nicht in Bremen wohnt, kann sich für Januar schon mal einmieten.