Der Bachverein Rostock hat sich „die Pflege des unermesslichen religiösen und kulturellen Erbes, das mit Johann Sebastian Bach in Verbindung steht“, auf die Fahnen geschrieben und veranstaltet seit 2020 jedes Jahr ein kompaktes Festival ganz im Zeichen des großen Komponisten: die Bachtage Rostock. In sieben Konzerten an vier Tagen sind prominente Künstler mit Werken des Thomaskantors zu erleben, zudem erklingt die „Kreuzstabskantate“ im Sonntagsgottesdienst in der St.-Johannis-Kirche. Außer zahlreichen Originalkompositionen kommen in der Hansestadt auch moderne Lesarten des Repertoires zu Gehör. So präsentieren im Eröffnungskonzert die Cembalistin Elina Albach und ihr Ensemble Continuum eine kammermusikalische Fassung der h-Moll-Messe: Missa Miniatura fügt der Partitur neue Klangfarben hinzu, etwa mit einem barocken Zink und einer Marimba, statt großem Chor treten nur fünf Vokalsolisten auf, und einige Passagen werden durch Texte des Schweizer Rappers Jürg Halter ersetzt. Das Improvisieren über fremde Themen gehörte zum musikalischen Alltag des Barock. Organist David Timm greift diese Tradition mal jazzig, mal klassisch unter Verwendung von Bach’schem Tonmaterial und lutherischen Kirchenliedern auf.
Auch Orgeltausendsassa Cameron Carpenter improvisiert in seinem Programm, spielt zuvor jedoch berühmte Orgelwerke und Transkriptionen von Bach. Von seinem abwechslungsreichen kompositorischen Umgang mit Tänzen zeugen indes die sechs Partiten für Klavier solo, die Martin Helmchen im Barocksaal interpretiert. Hille Perl präsentiert Gambensonaten und eine Bearbeitung der d-Moll-Cello-Suite, am Cembalo begleitet sie Mahan Esfahani. Die abschließende Chaconne aus der d-Moll-Partita BWV 1004 zählt zu den bekanntesten Bach-Sätzen. Geiger Tobias Feldmann kontrastiert die Partita sowie die g-Moll-Suite BWV 1001 mit Béla Bartóks Sonate für Violine solo. Obgleich Johann Sebastian der bedeutendste Vertreter der weit verzweigten Bach-Familie ist, komponierten auch seine Verwandten fleißig. Das NDR Vokalensemble und die Akademie für Alte Musik Berlin widmen sich daher neben seinen frühen Kantaten und Motetten auch Werken von Johann Michael, Johann Christoph und Johann Bernhard Bach dem Älteren.