Muhammad Ali kennt man vor allem als Boxlegende, vielleicht auch als Menschenrechtsaktivisten. Aber als Poeten? Als er 1975 eingeladen wurde, vor Studenten der Universität Harvard zu sprechen, forderten diese von ihm spontan ein Gedicht („Give us a poem!“). „Me We“ war seine prompte Antwort. Zugegeben: Sein „Gedicht“ ist kurz, hat mit seiner humanistischen Botschaft aber seine Wirkung bis heute nicht verfehlt.
„MeWe“ ist in diesem Jahr auch das Motto der vom hr-Sinfonieorchester und dem Ensemble Modern ausgetragenen „cresc…-Biennale für aktuelle Musik Frankfurt Rhein Main“. Und das nicht nur, weil die Menschen nach langen Pandemie-Monaten wieder lernen müssen, als Gesellschaft zusammenzukommen, sondern auch, weil das Festival mit seinem Programm ein besonders breites Publikum ansprechen möchte, erklärt Michael Taub, hr-Musikchef und Orchestermanager. „Wir legen Wert auf eine Idee, die für viele Menschen interessant ist und möchten ein gesellschaftliches Thema in den Mittelpunkt stellen, das dann durch die Künstler und deren Musik inspiriert und zum Nachdenken anregt.“ Dafür haben die Ensembles ein vielfältiges musikalisches Programm zusammengestellt, in dem „Earth Dances“ von Harrison Birtwistle in einer neu entwickelten immersiven Raum- und Klanginstallation inklusive essbarer Raumskulptur erklingt, Besucher in Cathy Millikens „Night Shift“ mit Klangerzeugern ausgestattet werden, Sci-Fi-Funk in „Black to the Future“ auf Afro-Beat trifft, und fünf junge Komponistinnen und Komponisten in ihren Werken den Aufruf „Give us a poem!“ aufgreifen.
Musik von Frankfurt, über Offenbach bis Darmstadt
Christian Fausch, Geschäftsführer des Ensemble Modern, spricht einen weiteren wichtigen Punkt des Festivals an: „Wir sind zwar zwei Frankfurter Institutionen, geben im Rahmen des Festivals aber auch in Offenbach und Darmstadt Konzerte. Dieses Hinaustragen der aktuellen Musik ist meiner Meinung nach auch ein ganz wichtiges Charakteristikum von cresc…“ Vom hr-Sendesaal, über das Capitol Offenbach bis hin zur Centralstation Darmstadt: Von überall her erklingt Neue Musik, die die Menschen, aber auch die beiden Ensembles zusammenbringt, sagt Michael Traub: „Wir sind zwar in verschiedenen Welten unterwegs, lernen und profitieren aber sehr viel voneinander.“