Seit 2012 bereichert die Gottdorfer Hofmusik das Festivalgeschehen hoch oben im Norden. Schloss Gottorf hat sich in seiner über achthundertjährigen Geschichte von einer mittelalterlichen Burg über eine Renaissancefestung bis zu einem Barockschloss gewandelt. Aus dem herzoglichen Haus Schleswig-Holstein-Gottorf gingen im 18. Jahrhundert vier schwedische Könige und mehrere russische Zaren hervor. Das Festival, von Professor Konrad Küster, Musikwissenschaftler an der Uni Freiburg, mitinitiiert, will ein Bewusstsein für die Bedeutung der Gottorfer Hofmusik in der Zeit zwischen 1665 und 1695 schaffen. Laut Küster steht Schleswig-Holstein in der Barockzeit „auf Augenhöhe mit Sachsen und Thüringen“. Im Schloss wurde Musik nicht nur gesammelt, sondern auch komponiert. Die große lutherische Kirchenmusik sei „ohne Gottorf nicht denkbar gewesen“, meint Küster.
Madrigale, Psalmen und festliche Lautenmusik
Beim Festival 2023 ist zunächst das Ensemble Musica getutscht (Mirko Ludwig und Christian Volkmann, Tenor, Bernhard Reichel, Chitarrone, Julius Lorscheider, Cembalo) mit Claudio Monteverdis „Madrigali guerrieri et amorosi“ zu erleben. Das Konzert am 23. April im Hirschsaal ist „Amor vincit Omnia“ betitelt. Ostermusik von Heinrich Schütz und seinem Umfeld bringt das Ensemble La Protezione della Musica (Malwine Nicolaus, Sopran, Johann Winter, Tenor/Alt, Jeroen Finke, Bariton, Luise Catenhusen, Zink, Maria Carrasco, Barockvioline, Tobias Tietze, Theorbe, Lisa Bork, Orgel) am 29. April in der Schlosskapelle zu Gehör. Psalmvertonungen aus Norddeutschland und Italien zwischen 1590 und 1640 stehen am 6. Mai auf dem Programm, wenn Erika Tandiono (Sopran), Michael Fuerst (Orgel), Martin Bolterauer und Anna Schall (Zink) in die Schlosskaplle laden.
Zu einer musikalischen Zeitreise bittet das Duo La Vigna (Theresia Stahl, Blockflöten, Christian Stahl, Erzlaute, Theorbe, Barockgitarre) am 7. Mai in den Hirschsaal. Und Tobias Tietze beschließt das Festival mit Lautenmusik zur Geschichte von Schloss Gottorf am 23. Juni. Es erklingen Werke von Johann Theile, Hofkapellmeister in Gottdorf von 1673 bis 1678, Hinrich Niewerth, Lautenist am Schwedischen Hof, Esaias Reusner, Kammerlautenist am Brandenburgischen Hof, sowie von Valentin Strobel.