Auch 2024 warten die Händel-Festspiele Halle mit einem zeitlich wie geografisch ausgedehnten Festival-Programm auf. Diesjährige Festspielproduktion ist die der Artussage nahestehende Ritterlegende „Amadigi di Gaula“. Die Sage um den tugendhaften britischen Ritter war im europäischen Mittelalter sehr beliebt und auch schon in französischen Opernproduktionen des Barocks adaptiert worden. Als Zauberoper überzeugt „Amadigi di Gaula“ dank seiner stark ausdifferenzierten und herausragenden Charakterisierungen. Eine weitere Premiere feiert das rekonstruierte Opernfragment „Titus L’Empéreur“, dessen wenige erhaltene Stücke, darunter die Ouvertüre und drei Szenen, mit Nummern aus anderen Werken des Komponisten zu einem Pasticcio zusammengefügt wurden.
Nicht minder wichtig für die Barockzeit ist der Tanz. Die Händel-Festspiele Halle bestätigen dessen Bedeutung mit einem Tanz-Pasticcio zu Händels und Jean-Philippe Rameau Musik „Terpsicore“. Choreograf Emanuele Soavi untersucht die stereotypen Ausdrucksformen des Barocktanzes und bringt sie mit der Gegenwart in einen Zusammenhang. Für die musikalische Untermalung konnte die Lautten Compagney Berlin gewonnen werden. Schließlich liegt ein großer Schwerpunkt auf den (konzertanten) Aufführungen der Oratorien, darunter „Esther“, „Athalia“, „Jephta“ und „Messiah“.
Das kontextlose Abspielen von Werken Händels und seiner Zeitgenossen reicht den Kuratoren des Festivals nicht. Thematischer Schwerpunkt ist in vielen Veranstaltungen dieses Jahr die Position des Komponisten von Weltrang im europäischen Verhältnis. Festvorträge, (Stadt)führungen und Wandelkonzerte komplettieren das kulturelle Angebot, viele davon sogar bei freiem Eintritt. Zum Festival sind nationale wie internationale Ensembles geladen, darunter die britischen Barock-Spezialisten Solomon’s Knot, La Cetra aus Basel sowie das Kammerorchester Basel, das Leipziger Barockorchester und der MDR-Rundfunkchor. Darüber hinaus haben die Händel-Festspiele Halle einige renommierte Künstler verpflichtet, darunter die Countertenöre Franco Fagioli und Lawrence Zazzo oder Dirigent Attilio Cremonesi. Krönender Abschluss ist ein Feuerwerkskonzert in der Galgenbergschlucht.