Der Frühling beginnt 2023 früh in Heidelberg – genauer gesagt bereits am 19. Januar. Dann nämlich startet das im Rahmen des Festivals „Heidelberger Frühling“ stattfindende Streichquartettfest, bei dem sich bis einschließlich 22. Januar alles um die wohl traditionsreichste aller Kammermusikgattungen dreht. Programmatisch stehen in diesem Jahr Mozarts Streichquartette im Zentrum. Von den ersten Quartetten des jugendlichen Mozart – das erste komponierte er mit gerade mal vierzehn Jahren – bis zu den späten Werken wird dabei sein gesamtes Œuvre durchmessen und Werken anderer bedeutender Komponisten gegenübergestellt. Unter den sechs beteiligten Streichquartetten sind wieder vielversprechende Newcomer wie das Berliner Leonkoro Quartett, das in diesem Jahr bereits einige Preise abgeräumt hat, das nach einem Nietzsche-Zitat („Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern zu gebären“) benannte Chaos String Quartet oder das in London beheimatete Consone Quartet – übrigens das einzige Quartett des Festivals, das auf historischen Instrumenten musiziert. Dazu gesellen sich bereits etablierte Ensembles wie das Armida Qartett oder das französische Quatuor Voce, das sich auch mit ungewöhnlichen Programmen einen Namen gemacht hat.
Nun ist das Streichquartettfest dafür bekannt, dass es mehr bietet als nur eine Ansammlung von Konzerten. So gibt es neben dem im zweijährigen Turnus ausgetragenen Streichquartettwettbewerb der Irene Steels-Wilsing Stiftung auch zwei von Oliver Wille geleitete Veranstaltungen: In einer beschäftigt sich der Hannoveraner Professor für Streicherkammermusik mit verschiedenen Interpretationsansätzen mozartscher Werke, im anderen geht er der Frage nach, was eigentlich das Typische an Mozarts Werk ist. Ein Heidelberger Alleinstellungsmerkmal dürften auch die beiden Rahmenveranstaltungen des Streichquartettfests darstellen: Im Eröffnungskonzert – ausschließlich mit Werken von Mozart – musizieren alle sechs der im Verlauf des Festivals auftretenden Quartette, beim ebenfalls mozartlichen Finale sind es immerhin noch vier. Und wem das nicht reicht, der kann sich ja einen Festivalpass zulegen: Mit dem bekommt man Zutritt zu allen zehn Veranstaltungen.