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Jazztage Dresden 2023

Nicht nur auf dem Ostra-Gelände wird es bunt

Die Jazztage Dresden bringen Farbe in Kirche, Schloss und Weingut – vielleicht zum letzten Mal.

vonChristian Schmidt,

Wer gerne feiert und auf rundum kulturvolle Feste geht, reibt sich derzeit in Sachsens Landeshauptstadt doch manchmal die Augen: Während anderswo der Schwung der Postcoronazeit für neue Erlebniswelten sorgt, bügelt die Dresdner Stadtverwaltung in knickriger Bürokratenmanier eine Kulturfestivität nach der anderen nieder, hie aus angeblich rechtlichen Gründen, da – mon grand pardon – aus schlichter Blödheit. Zwei Dinge muss man den seit 2001 stattfindenden Jazztagen daher lassen: Sie halten (noch) durch, und sie machen immer wieder von sich reden, wenn auch teils auf seltsame Weise – sei es, weil das Festival nach Einführung der 2G-Regel 2021 kurzerhand abgebrochen wurde, sei es, weil umstrittene Vorträge zu politisch heiklen Themen stattfanden, die auch in diesem Jahr sicher wieder die mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen werden.

Bei all diesem Aufriss fällt das für Jazzfreunde höchst erfreuliche und erstklassige Programm zuweilen etwas hinten runter, zumal Intendant Kilian Forster angekündigt hat, dass die diesjährige Ausgabe aus Mangel an Zuschüssen, Sponsoren und auch Publikum die letzte sein könnte. Umso prominenter liest sich die Liste der Exegeten von Ute Lemper über Stanley Clarked bis Markus Stockhausen. Unter dem Motto „Simply Colourful“ repräsentiert als Titelgesicht die portugiesische Sängerin Maria João den internationalen Anspruch des Festivals, den Jazzgrößen wie Chris Hopkins, Dominic Miller oder James Morrison einlösen sollen.

80 Konzerte in 38 Tagen bei den Jazztagen Dresden

Dass die Menschen das Festival um ein Fünftel dezimiert aufsuchen, liegt also nicht an der Vielfalt: Immerhin bringt es in 38 Tagen in rund 80 Konzerten nahezu 500 Künstler aus 30 Nationen auf höchst unterschiedliche Bühnen – vom altehrwürdigen Kulturpalast über die Frauenkirche bis zum Stromwerk, vom Fachhandel für Gartenbau über ein renommiertes Weingut der Region bis hin zur „Geburtskirche“ des Festivals in Unkersdorf vor den Toren der Stadt.

Bleibt also zu hoffen, dass sich Unterstützer, Publikum und Medien am kulturellen Reichtum ergötzen und nicht an den politischen Ansichten des Intendanten aufreiben. Schade wäre es um die Jazztage allemal. Schließlich gibt es schon genug Festivalopfer in Dresden.

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