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KlangART Vision 2024

Ives und Schönberg im Klangraum Neuer Musik

Das Festival KlangArt Vision lockt an unkonventionelle Orte in ganz Sachsen-Anhalt.

vonSören Ingwersen,

Die halbe Strecke hat das Festival KlangART Vision schon hinter sich, das am 17. März in Halle an der Saale eröffnet wurde, in jener Halle, die den Namen des berühmtesten Sohns der Stadt, Georg Friedrich Händel, trägt. Aber keine Barock- sondern ausschließlich Neue Musik steht auf dem Programm, wenn KlangART Vision bereits zum fünften Mal junge Talente, Künstlerinnen und Künstler der Region Sachsen-Anhalt sowie international bekannte Ensembles einlädt, um noch bis zum 24. Juni „Die unbeantworteten Fragen“ der menschlichen Existenz und unserer Gesellschaft auf vielfältige Weise anklingen zu lassen. Inspirator des aktuellen Festivalmottos ist der US-amerikanische Komponist Charles Ives mit seinem berühmten Werk „The Unanswered Question“, dessen 150. Geburtstag in diesem Jahr ebenso gefeiert wird wie der von Arnold Schönberg – zwei Komponisten, die im Mittelpunkt der aktuellen Festivalausgabe stehen.

Charles Ives’ „The Unanswered Question“ stellt existenzielle Fragen

Auch am 31. Mai stehen in der Moritzburg in Halle unter anderem zwei Schönberg-Lieder auf dem Programm, bevor eine Uraufführung des sachsen-anhaltischen Komponisten Thomas Müller das dadaistische Lautgedicht „Ursonate“ von Kurt Schwitters aufgreift. In „La Lingua del’ Ursonate“ verbinden das Gesangsduo Ina Kancheva und Perkussionistin Vassilena Serafimova die Töne von Schlaginstrumenten und Vokalklänge zu einer szenisch-pantomimischen Performance.

Beim Chorkonzert am 1. Juni in der Liebfrauenkirche Halberstadt kombiniert das aus Mitgliedern des MDR-Rundfunkchors bestehende 12-köpfige Ensemble Vokal Lokal Schönbergs Melodram „Ein Überlebender aus Warschau“ mit Chorgesängen der Barmherzigkeit des polnischen Komponisten Henryk Górecki. Rezitatorin ist die Berliner Schauspielerin Hansi Jochmann, bekannt als deutsche Synchronstimme von Jodie Foster. Einen Tag später treffen bei einem Konzert der Harzer Sinfoniker im Dom zu Halberstadt zwei Werke der beiden Jubilare direkt aufeinander: Ives’ „The Unanswered Question“ und Schönbergs „Lied der Waldtaube“, die Bearbeitung eines seiner „Gurrelieder“. Zum Schluss unterstreicht die imposante Kirchenarchitektur die nicht weniger imposante Klangarchitektur in Bruckners sechster Sinfonie.

Minimal Music trifft auf Club-Kultur

„Zappalot – Zappa in Halle“ heißt es dann am 7. Juni im Burggraben Moritzburg. Gitarrist und Produzent Sandro Giampietro und Posaunist Antonio Jiménez Marín haben zum 84. Geburtstag des Ausnahme-Musikern Frank Zappa dessen experimentellen Rock und avantgardistischen Jazz für ihre Band neu arrangiert. Am selben und am folgenden Abend geht es im Bauhaus Museum Dessau äußerst minimalistisch zu. Mitglieder der Anhaltischen Philharmonie Dessau, der Opernchor, Pianist Alexander Koryakin und DJ Jürgen Grözinger konfrontieren die Väter des musikalischen Minimalismus Philipp Glass, John Adams und Terry Riley mit ihrer Erbin: der in den 1990er-Jahren entstandenen elektronischen Club-Musik.

Bachs „Goldberg-Variationen“ im Kreuzgang

Am 15. Juni ehrt ein Porträtkonzert im Gesellschafshaus Magdeburg den Brandenburgischen Komponisten Reiko Füting, der seit dem Jahr 2000 die Abteilung Musiktheorie an der Manhattan School of Music in Now York leitet. Er und sein Sohn, der Pianist Johann Füting, reisen an, um zusammen mit dem Ensemble El Perro Andaluz und dem Vokalquartett Leipzig Fütings Werke denen des klassischen Repertoires gegenüberzustellen. Ein sehr besonderes Experiment spürt zum Festivalende am 24. Juni dem „unsichtbaren Klang“ im Kloster Michaelstein in Blankenburg nach: Vier in den Ecken des Kreuzgangs platzierte Pianisten spielen im Wechsel die 32 Stücke aus Bachs „Goldberg-Variationen“. Dazwischen erklingen zwei miteinander vermischte Vokalzyklen der sachsen-anhaltischen Komponisten Thomas Buchholz und C. René Hirschfeld in einer Uraufführung mit AuditivVokal Dresden.

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