Startseite » Festivals » Zwischen Schattendasein und Rampenlicht

Kurt Weill Fest 2024

Zwischen Schattendasein und Rampenlicht

Das 32. Kurt Weill Fest in Dessau-Roßlau widmet sich großartigen Frauen.

vonRoland H. Dippel,

Das Einzige, was es beim über fast alle Gattungs- und Genregrenzen schlagenden Kurt Weill Fest 2024 nicht gibt, ist ein komplettes Bühnenwerk des Komponisten von „Mahagonny“ und „Dreigroschenoper“. Dafür gastiert Berlins Chanson- und Operetten-Ikone Katharine Mehrling mit ihrer Porträt-Galerie von Kurt Weills Frauenfiguren. Und das Anhaltische Theater präsentiert neben einem Sinfoniekonzert Karol Szymanowskis mehrdeutiges Opernmysterium „König Roger“. Vor allem geht es im von der amerikanischen Kurt Weill Foundation for Music angestoßenen und im 32. Jahr einmal mehr Erneuerungskraft, Vielseitigkeit und Facettenreichtum feiernden Festival mit Liv Migdal als Artist in Residence um das nachhaltige „Leuchten im Schatten“.

Gemeint sind jene Gefährtinnen und Liebenden, welche aus dem Schatten des jüdischen Kantorensohns Weill und seiner Zeitgenossen proaktiv heraustraten, als Mitstreiterinnen tatkräftig anpackten und Oppositionsraketen gegen das normative Frauenbild abschossen. Über seine Frau Lotte Lenya sagte Weill: „Sie ist eine miserable Hausfrau, aber eine sehr gute Schauspielerin.“ Sie vergalt ihm das mit lebenslanger und zunehmend selbstbewusster Anhänglichkeit. Katharina Thalbach setzt sich „Im Schatten Brechts“ mit dessen Mitautorin Elisabeth Hauptmann auseinander. Ute Gfrerer untersucht im Kursaal Bad Lauchstädt „Alma Mahler – Zwischen Muse und Femme fatale“, Corinna Harfouch und Peter Lohmeyer folgen in Dessau mit „Alma und Gustav Mahler“. Fernsehstar Andrea Sawatzki räsoniert „Im Hinterhaus“ über Anne Frank.

Das wilde Leben vor hundert Jahren rückt in greifbare Nähe

An seinem Hauptschauplatz schlägt das Kurt Weill Fest einen Bogen zum urbanen Leben der Bauhausstadt Dessau-Roßlau. In der 2023 eröffneten Weill-Synagoge, dem ersten Synagogenneubau Sachsen-Anhalts seit der Wiedervereinigung, findet die Verleihung des Moses-Mendelssohn-Preises statt. Und in der Bauhaus-Location Kornhaus feiert man „Bohème Sauvage – Die Zwanziger Jahre Party“ mit Outfits in Orientierung an „zeitgemäßen Filmen oder alten Fotos“. Das wilde Leben vor hundert Jahren rückt also in greifbare Nähe.

Auch interessant

Rezensionen

Festivalfenster

Ausblick auf die spannendsten Festivals

  • Dirigierte 2000 zum ersten Mal die Sächsische Staatskapelle Dresden: Daniele Gatti
    Interview Daniele Gatti

    „Es gibt nichts Vergleichbares“

    Der italienische Dirigent Daniele Gatti übernimmt ab der nächsten Spielzeit den Chefposten bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden.

Newsletter

Jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: frische Klassik!

Klassik in Ihrer Stadt