Beim Eröffnungskonzert des Lausitzer Musiksommers im Dom St. Petri zu Bautzen kann man lauschend miterleben, wie der Rheinländer Ludwig van Beethoven mit seiner Messe in C-Dur und der Sachse Friedrich Schneider mit seiner Sinfonie Nr. 17 Türen in die neue Dimension der Frühromantik aufstießen. „Dimensionen / Rozměr“ – so lautet auch das Motto des Festivals mit seinem neuntägigen Programm an sechs Orten in der Oberlausitz. In die Dimension der Heilsgeschichte führt das Große Zittauer Fastentuch, das neunzig biblische Szenen zeigt und vor 550 Jahren der Johanniskirche gestiftet wurde. Vor dem ausgestellten Hungertuch im Museum „Kirche zum Heiligen Kreuz“ feiert das Ensemble chant 1450 das Jubiläum mit geistlicher Vokalmusik, während der beteiligte schweizerische Violinist und Komponist Paul Giger eine Auftragskomposition beisteuert. Im Alten Schloss Neschwitz erkunden Cellistin Christina Meissner und Akkordeonistin Claudia Buder mit älteren slawischen und für das Duo neu geschaffenen Kompositionen die drei Dimensionen von Natur-, Klang-, und Seelenlandschaften.
Ein weiteres Jubiläum feiert das vor 120 Jahren eröffnete Sächsische Krankenhaus Großschweidnitz. In dessen Kirche spürt der ukrainische Pianist Mark Taratushkin mit Werken Franz Schuberts den „Dimensionen des Lebens“ nach. Im Festsaal des Sorbischen Museums in Bautzen gratuliert das Minguet Quartett dem Komponisten Wolfgang Rihm zum 70. Geburtstag, und in der Evangelischen Kirche Crostau sorgt Barbara Dennerlein mit Eigenkompositionen und Improvisationen für ein Zusammentreffen zweier ungleicher Schwesterinstrumente: der Silbermann-Orgel von 1731 mit der Hammond-B3-Jazzorgel. „Deftige Balladen, feinherbe Kompositionen und kulinarische Tanzmusik der englischen Renaissance“ versprechen The Playfords in der Klosterkirche der Städtischen Museen Zittau, und auch beim Ensemble „Dudelsack & Freunde“ auf der Schlosswiese Gröditz geht es volkstümlich zu. Bevor zum Abschluss des Musiksommers die Bautz’ner Stadtpfeifer und das Quintett emBRASSment vom Turm des Rathauses und auf dem Hauptmarkt ihr Blech zum Klingen bringen, geben noch der Knabenchor Hannover im Dom St. Petri und die festivaleigene Chorakademie in Gröditz Kostproben ihres Könnens.