Zeitgemäße Konzertformate an ungewöhnlichen Orten sprechen ein Publikum an, das sonst den vermeintlich hermetisch-elitären Charakter der Klassik scheut. Es ist doch viel sympathischer, wenn das so klingt: Konzerte im prächtigen Kaisersaal, Nachtmusiken im Hofgarten, ein Teekonzert im Gartensaal, Sakralmusik in der Neubaukirche und ein Gartenfest in Veitshöchheim. Da kommt man gerne. Was sich aber nach 2024 anhört, fand tatsächlich so vor fast genau 100 Jahren statt. Nachdem die Würzburger Residenz 1919 für gemeinnützige Zwecke freigegeben wurde, initiierte der Leiter des Bayerischen Staatskonservatoriums Hermann Zilcher 1921 mit seiner Musik- und Theaterwoche das spätere Mozartfest. Im Jahr später fand dann die erste „Mozartwoche“ statt, bei der das Ambiente eine nicht unwesentliche Rolle spielte. Und das ist bis heute so geblieben. Mozart hört sich in Würzburg einfach schöner an.
Die barocke Würzburger Residenz, die seit 1981 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, öffnet auch in diesem Frühsommer neben dem Kaisersaal diverse Schauplätze für die stets gut besuchten Veranstaltungen. Les Talens Lyriques eröffnen das Fest, das unter dem Motto „Schuld & Vergebung: Seelenforscher Mozart“ steht, am 24. Mai mit der „Linzer“ Sinfonie Nr. 36. Oper darf nicht fehlen, wenn der französische Dirigent und Cembalist Christophe Rousset am Pult steht – gerne schaut er in die menschlichen Abgründe wie auch auf heitere Liebesränke. Mitgebracht hat er Arien aus Opern von Mozart, Salieri, Sarti und Martín y Soler. Als „Artiste étoile“ ist Rousset danach mit dem von ihm gegründeten Orchester mehrfach zu erleben, so bei den Aufführungen von „Così fan tutte“. Der Gesang als unmittelbarste Form von Seelenäußerungen steht bei über zwanzig der insgesamt 85 Veranstaltungen im Mittelpunkt.
Ordentlich im Seelenleben herumgerührt wird auch im „MozartLabor“, wo an vier Vormittagen neben Rousset weitere Fachleute mit Diskussionen und offenen Proben faszinierende Einblicke in ihre Arbeit geben. Der Eintritt im Exerzitienhaus Himmelspforten ist kostenlos. Den groovigen Ausklang des Mozartfests bestreiten die hr-Bigband mit Sebastian Sternal am Klavier bei der „Jupiternacht“. Veranstaltungsort ist die Theaterfabrik Blaue Halle.