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Musikfest ION 2022

Wo die Musik den Weg zur spirituellen Erfahrung ebnet

Unter dem Motto „All You Need Is …“ reflektiert das Musikfest ION die Besinnung auf die eigenen Bedürfnisse und Werte.

vonHelge Birkelbach,

Ionisiert. Elektrisiert. Glorifiziert. Ein Rausch unzähliger musikalischer Partikel verstärkt sich gegenseitig, lädt sich selbst und die Zuhörer auf, öffnet den Kirchenraum nicht nur himmelwärts andächtig, sondern weit vernetzt durch die ganze Stadt. Man hat den Eindruck, dass die ehrwürdige Frankenmetropole während dieser zehn Tage Festivalzeit vor Energie nur so sprüht. „Kirche bedeutet für mich immer Debatte, Austausch, Reflexion“, sagt ION-Intendant Moritz Puschke. „Es gibt das gesungene Wort, das gesprochene Wort. Wir wissen zwar, dass die Menschen verstärkt aus der Kirche austreten – oftmals aus sehr nachvollziehbaren Gründen –, aber gleichzeitig sind sie auf der Suche nach Einkehr, nach einer spirituellen Erfahrung. Wir wissen auch, dass das mit der Musik oft einfacher geht als mit dem Wort.“ Mit einem Festival, so betont er, habe man die große Chance und auch den großen Auftrag, die Vielfalt und den Reichtum der Kirchenmusik nicht nur zu erhalten, sondern immer wieder neu zu inszenieren.

1951 als „Internationale Orgelwoche Nürnberg“ von Kirchenmusikern der beiden großen evangelischen Altstadtkirchen St. Lorenz und St. Sebald gegründet, geht ION heute weit darüber hinaus, nur der mächtigsten aller Instrumente, der Orgel zu huldigen. Vokal­ensembles, Kinderkantorei, Synthesizer, Lichtkünstler, ein „Nachtchor“ beim Eröffnungsabend in der Innenstadt: Alle und alles machen mit. Und das über den ganzen Tag verteilt, von Mittagskonzerten bis spät in die Nacht bei den neu eingeführten „Nightflights“.

Uraufführung mit Tango

Neu ist auch das Repertoire, das neben den bekannten sakralen Orgel- und Vokalwerken von Bach bis Dupré auf dem Programm steht. Seit jeher versteht sich das Nürnberger ­Sakralfestival als Forum für zeitgenössische Musik und bringt regelmäßig Auftragskompositionen zur Uraufführung. In diesem Jahr ist es unter anderem Martín Palmeri, der mit einem neuen Werk überrascht. Der argentinische Komponist führt die klassische Kirchenmusik mit dem argentinischen Tango zusammen. Auch Philipp Maintz wird mit einer zeitgemäßen Komposition vertreten sein. Die Münchner Organistin Angela Metzger führt ein neues Magnificat auf. Neue Musik, die sich eher dem Pop zuwendet, kommt von ­Hania Rani. An Klavier und Synthesizer, begleitet von Kontrabass und Schlagzeug, wird die junge polnische Künstlerin strömende Klangflächen aus ihren Alben „Esja“ und „Home“ ausbreiten. Das Konzert aus der Reihe „Nightflight“ beginnt um 23 Uhr und wird – wie einige andere Programmpunkte auch – vom Bayerischen Rundfunk aufgezeichnet und gesendet.

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