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Rügen: Spielende Insel 2022

Wo das Meeresrauschen die Besucher beseelt

Drei Tage lang wird Rügen mit Kammermusik zur „Spielenden Insel“.

vonChristian Schmidt,

Wer in den vergangenen Monaten, als praktisch alle Kul­tureinrichtungen geschlossen bleiben mussten, den Mut nicht verlor, um sein Musikstudium fortzusetzen, muss wirklich für seine Berufung brennen. Denn wer lässt sich schon gerne mit vielen Mühen für etwas ausbilden, was am Ende vielleicht doch nicht zum Broterwerb reicht? Nicht wenige, vor allem freischaffende Musiker haben in den vergangenen zwei Jahren ihren Beruf an den Nagel hängen müssen, um überleben zu können, schulten zu Straßenbahnfahrern um oder fuhren Essen aus.

Umso hoffnungsvoller, dass es Vereine wie den Berliner „Konzertleben e. V.“ gibt, die seit Beginn der Pandemie versuchen, besonderen Talenten nach ihrem Studium den Weg in den Musikerberuf zu ebnen und ihnen Auftrittsmöglichkeiten verschaffen, die sie allein nicht generieren könnten. Als wichtige Bühne erweist sich dafür das bisher von den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern dominierte Touristen-Eiland Rügen, das der Verein zur „Spielenden Insel“ erkoren und Kammerkonzerte an zunächst drei kleineren Spielstätten geplant hat.

So beginnt die erste dreitägige Konzertserie am Ostermontag in der Kunstscheune Vaschvitz und auf Schloss Hohendorf mit Trios und Klavierquartetten von Beethoven, Schumann und Fauré. Zugleich wird dabei auch des Komponisten und Musikpädagogen Zoltán Kodály gedacht, der 2022 seinen 140. Geburtstag feiert. Und wer in den Osterferien noch mehr Zeit auf Rügen verbringen kann, darf sich auf zwei weitere Konzerte im kleinen, aber adretten Putbuser Theater freuen, wo sich zu den erfolgreichen Absolventen auch noch die Berliner Ausnahmeschauspielerin Carmen-Maja Antoni gesellt, die im Wechselspiel mit Klaviermusik der Jahrhundertwende Gedichte und Texte zum Meer rezitiert.

Und das ist es ja auch, was den eigentlichen Zauber von Kultur an der Ostsee ausmacht, deren Meeresrauschen jederzeit beseelt. Aber im Frühling, wenn der Sanddorn an den Dünen zu blühen beginnt, vermeint man auf Rügen einen ganz besonderen Moment zu spüren: die nie versiegende Hoffnung. Und wenn dabei auch noch jungen Musikern Gelegenheit gegeben wird, ihr Repertoire zu erweitern und Bühnenerfahrung zu sammeln, ist das mindestens eine doppelte Freude.

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