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Telemann-Festtage Magdeburg

Damals „Trendsetter“ – heute Klassiker

Die Telemann-Festtage Magdeburg ehren zwei prägende Komponisten der Barockzeit.

vonChristian Schmidt,

Steht man heute in der kriegsgebeutelten Innenstadt von Magdeburg, kann man sich kaum vorstellen, in welch prachtvoller Blüte sie früher gestanden haben mag. Die zu 90 Prozent zerbombte Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts gehörte einst zu den schönsten Elbansiedlungen. Und doch haben sich einige wichtige Kulturdenkmäler erhalten – allen voran natürlich der trutzige gotische Dom. Vor fast 1200 Jahren schon zur Kaiserpfalz erhoben, als anderswo noch Sümpfe glucksten, strahlte dieses Machtzentrum nie nur politisch, sondern vor allem kulturell weit aus.

Einer der berühmtesten Söhne Magdeburgs ist Georg Philipp Telemann, der notorisch unterschätzte, ewig Deklassierte hinter dem vier Jahre jüngeren Johann Sebastian Bach. Dabei wurde dieses Fehlurteil längst von vielen Größen der Alten Musik widerlegt. Zu Ehren des großen Sohnes befleißigt sich die Stadt seit sechs Jahrzehnten üppiger Festtage, die seit 1990 im biennalen Rhythmus stattfinden. In diesem Jahr widmen sie sich unter dem Motto „Trendsetter“ dem 350. Geburtstag von Reinhard Keiser, der mit Telemann zeitlebens befreundet war und – übrigens ebenfalls aus dem heutigen Anhalt stammend – am Hamburger Gänsemarkt mit über 100 eigenen Werken die Entwicklung der deutschen Oper entscheidend prägte. Nach einer Abwesenheit von etwa zehn Jahren kehrte Keiser nach Hamburg zurück und beherrschte von da an gemeinsam mit Telemann das Repertoire des ersten bürgerlichen Operntheaters in Deutschland. Mit seinen deutschsprachigen Libretti setzte Keiser Maßstäbe und mag so tatsächlich ein „Trendsetter“ gewesen sein.

Magdeburg als Zentrum der Telemann-Musik

Traditionell werden bei den Magdeburger Telemann-Festtagen selten oder sogar erstmals in unserer Zeit aufgeführte Werke gepflegt. In diesem Jahr kommen so Telemanns „Sieg der Schönheit“ und Keisers „Nebucadnezar“ heraus, mit dessen „Oratorium passionale“ eine von seinen raren Sakralkompositionen und obendrein Kirchenmusiken aus Telemanns „Französischem Jahrgang“. Aufgeführt wird all das von den größten Namen der Alte-Musik-Szene, die man sich erträumen kann. Rund 30 hochkarätige Konzerte und szenische Produktionen kommen so in zehn Tagen zusammen. Zum Rahmenprogramm gehören Mittagskonzerte, ein Fachkongress, eine Meisterklasse und Führungen auf den Spuren Telemanns.

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