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Vollendeter Belcanto stößt auf absurdes Theater

Bregenzer Festspiele 2023

Vom 19. Juli bis 20. August stehen in Vorarlbergs Hauptstadt alle Zeichen auf Musik: Mit Verdis „Ernani“ starten die Bregenzer Festspiele in ihre 77. Saison. Auf dem See ist erneut „Madame Butterfly“ zu erleben, die Orchesterkonzerte ergründen indes die Musik der Jahrhundertwende. Erster Conductor in Residence ist Enrique Mazzola.

 

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Samuel Becketts „Warten auf Godot“ ist zwar erst ein Jahrhundert nach Giuseppe Verdis „Ernani“ entstanden, Regisseurin Lotte de Beer fühlt sich bei der Belcanto-Oper dennoch an den Klassiker des absurden Theaters erinnert. Beide Stücke spiegelten Unfähigkeiten im menschlichen Zusammenleben wider. „Sie wollen idealistisch sein, einen Wertekodex befolgen, aber man sieht immer die Unvollkommenheit“, sagt de Beer. Auf Verdi gemünzt bedeutet das: Während die Protagonisten über Ehre, Liebe und Freundschaft singen, drohen sie im nächsten Atemzug mit Rache und hemmungsloser Gewalt.

Im Namen der Ehre

Uraufgeführt 1844 am Teatro La Fenice in Venedig, lässt der junge Verdi seine fünfte Oper, dessen Stoff auf einem Drama von Victor Hugo basiert, im frühen 16. Jahrhundert spielen. Rebellenführer Ernani, König Don Carlo und der Adelige Don Ruy Gomez da Silva lieben dieselbe Frau: Elvira, Nichte und Verlobte des letztgenannten. Deren Gefühle gelten aber allein Ernani, sodass sie sich vor dem Traualtar das Leben nehmen will. Nicht weniger archaisch sind die drei Männer, die sich nach und nach gegenseitige Rache schwören, um einem gesellschaftlich auferlegten und persönlich verinnerlichten Ehrenkodex Folge zu leisten.

Für die Produktion im Festspielhaus Bregenz setzen Regisseurin de Beer und Ausstatter Christof Hetzer buchstäblich auf Papier. Zimmer und Paläste, Harnische und Kostüme, vieles entsteht aus dem fragilen Werkstoff. Das zu Beginn noch weiße Bühnenbild wird in der letzten Szene blutgetränkt sein. „Wenn man eine realistische Darstellungsweise sucht, so steckt man schnell fest, denn die Musik mit ihren lustigen Elementen hat immer recht, auch wenn es um Tod, Mord und Duell geht“, erklärt de Beer. Denn bei aller Ernsthaftigkeit des Sujets steckt Verdis Frühwerk voller leidenschaftlicher Arien, mitreißender Chöre und prächtiger Orchesterklänge.

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