Als im Sommer 1848 König Friedrich August II. das vogtländische Elster zum ersten „Königlich-Sächsischen Staatsbad“ erhob, nahm der gesellschaftliche und kulturelle Aufstieg des fortan Bad Elster genannten Badeorts seinen Lauf: Prächtige Bäder- und Kulturanlagen im Stil des Historismus wurden errichtet, die bis in die heutige Zeit für mondänes Flair in der beschaulichen 4.000-Einwohner-Stadt sorgen. Bad Elster zählt zu den traditionsreichsten und renommiertesten Moor- und Mineralheilbädern des Landes, das neben Gesundheits- und Erholungssuchenden auch Kulturinteressierte aus Nah und Fern zu begeistern weiß.
Etwa mit dem Chursächsischen Sommer, der vom 1. Mai bis 3. Oktober zum 26. Mal stattfindet. Das größte Kulturfestival in der europäischen Bäderregion zwischen Bad Elster, Thüringen, Bayern und Böhmen sticht durch seine programmatische Vielfalt hervor. Mit zirka 300 Veranstaltungen aus Klassik, Jazz, Rock, Theater und Kabarett sollte für jeden Gast etwas dabei sein. Weite Strecken sind überdies nicht zu befürchten, geht ein Großteil der Events auf der „Festspielmeile der kurzen Wege“ über die teils historischen Bühnen, angefangen beim König Albert Theater über die KunstWandelhalle und den Musikpavillons bis zum NaturTheater. Der Müßiggang zwischen den Spielstätten lohnt insbesondere während der Sommernächte, wenn kunstvolle Lichtilluminationen und Wasserspiele die Königlichen Anlagen in eine einzigartige, mystisch anmutende Lichterwelt verwandeln.
Open-Air-Gala mit blauer Geige zum Jubiläum Bad Elsters
Zur Festivaleröffnung schließen sich die Chursächsische Philharmonie und die Staatskapelle Halle zusammen und gestalten einen romantischen Abend ganz im Zeichen Tschaikowskys, Pianist Florian Uhlig spielt dabei die vergleichsweise selten zu hörende Konzert-Fantasie des russischen Komponisten. Die Chursächsischen Streichersolisten begleiten hingegen den Windsbacher Knabenchor auf seinem musikalischen Streifzug von der Renaissance bis zur Gegenwart. Von der Donau an die Weiße Elster reist wiederrum das renommierte Concilium Musicum Wien. Im Gepäck hat das Kammerorchester neben historischen Instrumenten aus der Zeit der Klassik ein humorvolles Repertoire mit Stücken von Mozart und seiner Schüler, darunter ein Concerto von Franz Jakob Freystädtler, den der Meisterkomponist einst zum Titelhelden seines Possenentwurfs „Der Salzburgerlump in Wien“ auserkoren hatte.
Bereits zum 16. Mal macht das Moritzburg Festival Orchester auf seiner Tour Halt in der Kultur- und Festspielstadt. In diesem Jahr präsentieren sich die „Ehrenkünstler“ gemeinsam mit den international gefeierten Solisten Tiffany Poon und Louis Lortie. Weitere orchestrale Highlights von Antonín Dvořák bis György Ligeti verspricht das MDR-Sinfonieorchester unter Leitung seines Chefdirigenten Dennis Russell Davies und mit Geigerin Alina Pogostkina.
Inmitten einer lauschigen Waldlandschaft entstand 1911 das NaturTheater, zu dessen 112. Geburtstag die Dresdner Bläserphilharmonie ein sinfonisches Ständchen spielt. Die älteste Freilichtbühne Sachsens ist ebenso prädestiniert für das Festkonzert zum Jubiläumsjahr Bad Elsters. Eigens für diesen Gala-Abend bilden die Chursächsische Philharmonie und die Pilsner Philharmonie das Euchestra Egrensis, welches, unterstützt vom Solisten an der blauen Geige, Pavel Sporci, spanische Sommerklänge aus den Federn Nikolai Rimski-Korsakows, Edouard Lalos und Isaac Albéniz‘ verbreitet.
Schmissige Operettenklänge und Publikumslieblinge
Auch an die Liebhaber des Musiktheaters haben die Veranstalter gedacht: Vor der natürlichen Kulisse, die einst Goethe inspiriert hat, bringt das Nordböhmische Opern- und Balletttheater Ustí nad Labem Giuseppe Verdis populären „Nabucco“ auf die Bühne. Apropos Goethe: Jules Massenets spätromantische Oper „Werther“, basierend auf dem berühmten Briefroman, ist noch einmal zu erleben. Schmissige Unterhaltung aus der Operette garantieren indes die Premiere von Emmerich Kálmáns „Zirkusprinzessin“ und die Wiederaufnahme von Ralph Benatzkys ohrwurmreichen Klassiker „Im weißen Rössl“.
Von den Irrungen und Wirrungen der Liebe zum eiskalten Eifersuchtsmord: Die Mainzer Delattre Dance Company vereint in ihrem Tanzabend „Shakespeare in Motion“ zwei Stücke des Engländers, die gegensätzlicher nicht sein könnten, und lässt „Ein Sommernachtstraum“ auf „Othello“ treffen. Deutlich besinnlicher wird es, wenn Publikumslieblinge wie Wladimir Kaminer, Helge Schneider und Jeanette Biedermann auftreten, und auch Pop-Star Kim Wilde und Jazz-Entertainer Götz Alsmann kommen mit ihren Shows nach Bad Elster.
Blütenpracht vor goldener Bäderarchitektur
Neben den mannigfachen musikalischen Genüssen hält das Sächsische Staatsbad den ganzen Sommer über auch visuelle Freuden für seine Besucher parat, allen voran das Rhododendronfest, bei dem die Königlichen Anlagen farbprächtig aufblühen, und verschiedenste Kunstausstellungen. Das Sächsische Bademuseum lädt zu einer historischen Zeitreise ein und Führungen bieten Hintergründe und Anekdoten zur goldenen Bäderarchitektur. In Bad Elster gehen Kur und Kultur eine Symbiose ein.