Mit seinem 1842 entstandenen „Nabucco“ landete der damals finanziell notorisch klamme Giuseppe Verdi einen Überraschungserfolg: Allein 57 Mal wurde die Oper in der folgenden Spielzeit an der Mailänder Scala aufgeführt. In dem Werk, das auf der alttestamentarischen Episode über den Babylonier-König Nebukadnezar beruht, stehen religiöse und politische Konflikte, persönliche Wandlungen und Freiheitsstreben ebenso im Mittelpunkt wie die Frage nach Toleranz und friedvollem Zusammenleben.
Angesichts dieser Schwere des Stoffs mag man sich fragen, wie „Nabucco“ auch über den berühmten Gefangenenchor „Va, pensiero“ hinaus so populär im wahrsten Sinne des Wortes werde konnte, zumal Handlung und Personenkonstellationen alles andere als leicht zu überblicken sind. Doch Verdi und der Librettist Temistocle Solera haben diesem Jahrtausende alten Sujet eine frappierende Zeitlosigkeit verliehen – und bieten schlicht große Oper: Ein König erklärt sich selbst zu Gott, verfällt dem Wahnsinn und findet, als er das Leben seiner geliebten Tochter aufs Spiel setzt, den Weg zurück zur Vernunft und zum rechten Glauben. Intrigen werden gesponnen und lösen sich, politischer und religiöser Eifer zeigen sich von ihrer schaurigsten Seite, und mittendrin findet in „Nabucco“ auch noch eine hochdramatische Liebesgeschichte Eingang, die schon für sich genommen Stoff für eine eigene Oper böte.
Die zentralen Partien von Verdis opulenter Choroper sind in diesem Jahr dreifach besetzt, ebenso wechseln sich mit Erfurts Generalmusikdirektor Myron Michailidis, dem 1. Kapellmeister Yannis Pouspuriakis und Harish Shanker drei Dirigenten am Pult ab.