Heinrich Schütz war einer der bedeutendsten deutschen Komponisten des Frühbarock. Er ergründete neue musikalische Wege für nachfolgende Generationen, seine grandiosen Werke sind noch immer dauerhafter Bestandteil des musikalischen Kanons. Nun jährt sich der Todestag des im Thüringischen Bad Köstritz geborenen Tonsetzers zum 350. Mal. Unter dem Motto „Musik.Inspiration“ steht der GÜLDENE HERBST 2022 deshalb im Zeichen des Schaffens von Heinrich Schütz sowie dessen Inspiratoren und kompositorischen Erben – zumindest zu einem Teil. Denn der GÜLDENE HERBST ist auch immer eine musikalische Schatzsuche, bei der Jahr für Jahr vergessene Juwelen der Musikgeschichte aus den Tiefen der Archive ans Tageslicht gebracht werden, wo sie dann wiederum zur Freude aller in neuem Glanz erstrahlen können.
Doppeltes Jubiläum beim GÜLDENEN HERBST
In der 24. Ausgabe gastiert das beliebte Thüringer Festival für Alte Musik wieder in der Residenzstadt Gotha. Hier wirkte und lebte im 18. Jahrhundert auch der Kapellmeister und Komponist Georg Anton Benda, dessen 300. Geburtstag in dieser Saison Anlass für einen weiteren programmatischen Konzertschwerpunkt sein wird. Heute nahezu in Vergessenheit geraten, liegen zahlreiche, zum Teil noch nicht aufgeführte Werke des gebürtigen Böhmen in den Beständen der Bibliothek des Augustinerklosters in Gotha. Mit Aufführungen an historischen Spielstätten wie dem barocken Ekhof-Theater, einem der ältesten erhaltenen Theaterbauten der Welt und der eindrucksvollen Schlosskirche auf Schloss Friedenstein sowie weiteren Gothaer Kirchen kehren die seltenen musikalischen Kostbarkeiten wieder an jene Orte zurück, denen Sie ursprünglich zugedacht waren. Alte Musik kehrt zurück zu ihren Geburtsstätten – das ist beim GÜLDENEN HERBST schon seit der Festivalgründung im Jahr 1999 feste Tradition.
Der Auftakt zu den insgesamt zehn Musikveranstaltungen des Festivals findet sogar noch vor dem eigentlichen Eröffnungskonzert statt, allerdings nicht in Gotha, sondern in Thüringens Kulturhochburg Weimar. Beim dem Prologkonzert in der Herderkirche (29.9.) verspricht das Ensemble Hofmusik Weimar gemeinsam mit Sopranistin Anna Kellnhofer und Countertenor Franz Vitzthum dabei bereits erste Höhepunkte mit Musik von Schütz und dessen Schülern Christoph Bernhard und Johann Vierdanck, bevor an den darauffolgenden Tagen im Rahmen der dreiteiligen Konzertreihe „Schütz’ Inspirationen“ die Komponisten, die Schütz inspiriert haben, im Mittelpunkt stehen.
Wahre Größen der Alten Musik
Besetzt sind die Konzerte mit künstlerischen Größen der historisch informierten Aufführungspraxis: Das französische Ensemble La Chapelle Rhénane unter Benoît Haller eröffnet das Festival am 30.09. in der Gothaer Margarethenkirche. In dem Konzert über die italienische Mehrchörigkeit werden vor allem die Lehrer und andere Wegbegleiter auf Schütz’ Ausbildungsweg präsentiert. Gespielt wird dabei aus dem Florilegium Portense, einer Sammlung italienischer Musik des frühen 17. Jahrhunderts, die ganze Generationen mitteldeutscher Komponisten beeinflusste. Überdies führt das Programm von Luca Marenzio und den beiden Gabrielis bis hin zu Schütz’ Psalmen Davids.
Beim zweiten Konzert der Reihe ist die gefeierte Sopranistin Núria Rial in der Schlosskirche Gotha hautnah zu erleben (1.10.). Die katalanische Barocksängerin beleuchtet hier den Weg der Monodie von deren „Erfindern“ Caccini und Peri über Nauwach bis hin zu Schütz. Ergänzt wird das Programm durch die Uraufführung eines Werks des renommierten Lautenisten Andreas Arend, durch die der überraschend naheliegende Bogen vom frühen 17. ins 21. Jahrhundert geschlagen wird.
Alte Schätze mit neuem Glanz
Ebenso erklingt beim atmosphärischen Nachtkonzert in der Augustinerkirche Gotha mit dem Ensemble THE PRESENT ein Auftragswerk der Münchner Komponistin Helga Pogatschar, das den Bogen von der Musik aus Schütz‘ Kindheit ins 21. Jahrhundert schlägt. Für die letzten beiden Festivaltage (2. & 3.10.) liegt der Fokus auf dem Schaffen des zweiten Jubilars, Georg Anton Benda. Beim Festgottesdienst mit der Gothaer Kantorei erklingen Kantaten aus dem Archiv der Augustinerkirche Gotha, und am Sonntagabend präsentiert Jermaine Albert Sprosse auf dem öffentlich selten zu hörenden Clavichord das Schaffen des Jubilars und seiner Zeitgenossen für Tasteninstrumente. In den Räumlichkeiten des Ekhof-Theaters widmen sich die Mezzosopranistin Coline Dutilleul und die Hammerflügel-Spezialistin Aline Zylberajch-Gester im Konzert „Vater – Töchter – Schwiegersöhne“ dem Vokalwerk Bendas, seines Bruders Franz sowie dessen Töchtern Juliane und Caroline.
Für das große Finale des GÜLDENEN HERBSTES 2022 sorgt schließlich die Akademie für Alte Musik Berlin. Das hochgeachtete Ensemble hatte sein Publikum bereits vor zwei Jahren beim Festival mehr als begeistert und stellt nun beim Abschlusskonzert im Kulturhaus Gotha die Kompositionen Georg Anton Bendas mit dem Schaffen von Haydn und Mozart gegenüber.
Auch 2022 gibt es beim GÜLDENEN HERBST wieder die Möglichkeit, die gesamte Fülle der Veranstaltungen des Festivals mit einem Festivalpass (buchbar bis 15. September) zu genießen. Hier gibt es weitere Infos.