Diesen Namen kennt in Ungarn und Österreich wohl jedes Kind: Esterházy. Generationen von Fürsten und anderen Aristokraten wirkten mal mehr, mal weniger segensreich für beide Länder, und noch heute ist der berühmte Familienname auch im Alltag ein Begriff. Die beeindruckendste Leistung des einst weitverzweigten Adelsgeschlechts dürfte aber wohl das prächtige Barockschloss im heutigen Burgenland sein, das zu den schönsten Baudenkmälern Österreichs zählt. Von jeher waren die Esterházys auch Förderer der Musik, Joseph Haydn verbrachte hier mehr als 30 Jahre seiner größten Schaffensperiode, und auch Franz Liszts Talent soll dereinst in den weitläufigen Weingütern, die von seinem Vater verwaltet wurden, von der Familie entdeckt worden sein.
Was wundert es da, wenn das Schloss Esterházy im wunderhübschen Eisenstadt auch heute noch ein Hort der Kultur ist, der Jahr für Jahr völlig zu Recht Tausende Touristen anlockt. Der Höhepunkt steht jedoch erst im September bevor, wenn das Weinlaub sich langsam gülden verfärbt und der Zauber des Herbstes den üppigen Schlossgarten in ein farbenprächtiges Paradies verwandelt.
Alljährlich lädt hierher der Weltklassegeiger und Dirigent Julian Rachlin herausragende Musiker und Kulturschaffende nach Eisenstadt zum „Herbstgold“-Festival ein – und schon aufgrund der großartigen Kulisse ist das ein Name, wie er passender nicht sein könnte. Denn auch 2023 wird der prächtige Barockbau wieder als Juwel unter den Konzertstätten der internationalen Festivallandschaft erstrahlen. Von Beginn an sah Julian Rachlin das Schloss als einen Ort besonderer Qualität, an dem sich Weltstars in einem exquisiten, aber nahbaren Ambiente ein Stelldichein geben und ihr Publikum hier mit künstlerischen Höchstleistungen beglücken. Gleichzeitig versteht sich „Herbstgold“ aber auch als ein Festival mit sehr breitem künstlerischen Spektrum: Es reicht von Klassik-Konzerten einschließlich einer Opernaufführung über große Orchesterkonzerte bis zum Liederabend, zur Kammermusik und zu literarisch-musikalischen Programmen, ergänzt um unvergessliche Abende mit Jazz, Balkan- oder Weltmusik und umrahmt vom Kulinarik-Festival Pan O’Gusto.
Siebte Ausgabe des Festivals steht unter dem Motto „Sehnsucht“
Dabei geben sich auch in diesem Jahr wieder erstrangige Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Gattungen auf Schloss Esterházy die Klinke in die Hand. So wird der amerikanische Jazzpianist Danny Grissett mit seinen Musikern zum ersten Mal in Eisenstadt zu Gast sein. Neben diesem „Herbstgold“-Debütanten kommt auch der legendäre Hollywood-Mime George Hamilton nach Eisenstadt. Das Isidore String Quartet war schon im Frühling zum ersten Mal hier zu Gast, und als wahre Festival-Kenner dürfen der Geiger Boris Brovtsyn, das Janoska-Ensemble und die Bratschistin Sarah McElravy gelten.
Auch das Chamber Orchestra of Europe gilt seit einigen Jahren als Herzstück des Festivals und gestaltet als Residenzorchester im Schloss Esterházy das Eröffnungskonzert am 13. September. Mit Sergej Prokofjews Violinkonzert und Peter Tschaikowskys 5. Sinfonie tritt damit auch gleich zu Beginn der künstlerische Leiter Julian Rachlin selbst auf die Bühne – und zwar sowohl als Solist wie auch als Dirigent. Auch im weiteren Verlauf des Festivals ist er an mehreren Kammerkonzerten beteiligt, unter anderem mit dem russisch-amerikanischen Pianisten Kirill Gerstein bei einem Duo-Abend. Auch Vilde Frang & friends wird Teil des diesjährigen Festivals sein, und zwar mit Musik von Ysaÿe, Schumann und Bartók.
Die siebte Ausgabe des Festivals steht unter dem Motto „Sehnsucht“ – ein Begriff, der gerade in diesen unruhigen Zeiten vielfältigste Ausprägungen und Assoziationen hervorrufen dürfte. „Musik ist die unmittelbare Manifestation der menschlichen Sehnsucht“, sagt Festivalchef Julian Rachlin. „Jede Lebensgeschichte findet in der Musik die zu ihr passenden Werke, ihre Lieblingskomponisten und -interpreten, und all dies findet man dieses Jahr wieder bei ‚Herbstgold‘: ergreifende Konzerterlebnisse als Stimulator der Sehnsucht nach Liebe, Erfüllung und Frieden.“ Den Fürsten Esterházy hätte dieses Motto bestimmt auch gefallen.