Johann Sebastian Bachs Musik hat eine lange Tradition in Stuttgart. Bereits seit Jahrzehnten hält die Internationale Bachakademie das musikalische Erbe des Altmeisters in der baden-württembergischen Landeshauptstadt lebendig. Die beliebte Bachwoche Stuttgart und das hochkarätige Musikfest Stuttgart sorgten dabei jährlich für klingende Glanzmomente. Mit großen Erwartungen darf man nun in die Zukunft blicken, wenn sich beide Festivals in diesem Jahr miteinander vereinen.
Vom 9. bis 23. März 2025 – rund um Bachs Geburtstag – findet zum ersten Mal das neue Internationale Bachfest Stuttgart statt, das junge und erfahrene Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt verbindet. Das Festival ist ein Treffpunkt für alle Generationen, ein Ort für Austausch und Begegnungen, für Wieder- und Neuentdeckungen. Und es ist ein Bachfest, das für den Dialog mit anderen Musikformen und Kontexterweiterungen steht. Dies beweist schon das ebenso vielversprechende wie außergewöhnliche Motto, unter dem die mehr als 35 Veranstaltungen der ersten Festivalausgabe stehen: „Bach und Lateinamerika“.
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Bachs Musik verbindet Kontinente
Zugeben, tanzrhythmische Latinoklänge sind nicht das erste, was einem in den Sinn kommt, wenn man an das weitreichende Schaffen und Wirken des Thomaskantors aus Eisenach denkt. Doch Bachs Musik verbindet seit Jahrhunderten ganze Kontinente miteinander: „Wir sind eine weltweite Bach-Family“, sagt Akademie- und Festivalleiter Hans-Christoph Rademann. „Die riesige Bachbegeisterung und die lange Tradition barocker Musik in Lateinamerika haben uns motiviert, das Bachfest 2025 unter den Titel ‚Bach und Lateinamerika‘ zu stellen“, so der Dirigent.
Mit hochkarätigen Gästen aus aller Welt wirft das Festival Schlaglichter auf die reiche Musikgeschichte Südamerikas und macht die Verflechtungen der Neuen und Alten Welt hörbar, von der Kolonialisierung bis zur Globalisierung: Etwa wenn das Bach Consort Wien bei seinem Konzert „Sarabanda“ die Musik von Claudio Monteverdi mit der seines lateinamerikanischen Zeitgenossen Gaspar Fernández in einen Dialog überführt (13.3.). Oder wenn das Ballet Folclórico del Perú gemeinsam mit dem Ensemble Los Temperamentos bei einer echten barocken „Fiesta Peruana“ Musik aus dem berühmten Codex Martínez Compañón vorstellt – choreografiert mit authentischen Tänzen in kunstvollen Originalkostümen (16.3.).
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Mit ihrem Projekt „Mozart y Mambo“ entführt indes Hornistin Sarah Willis bereits seit 2020 in die kubanische Karibik und verbindet deren sprühende Vibes mit den Klängen der Wiener Klassik. Freilich dürfen sie und das Havana Lyceum Orchestra beim diesjährigen Bachfest nicht fehlen(22.3.). Einblicke in die Vielfalt der Musiktraditionen Lateinamerikas gibt außerdem der argentinische Sänger Jonatan Alvarado bei einem Gastkonzert im Linden-Museum (16.3.) sowie, zusammen mit dem Vihuela-Spieler Ariel Abramovich, im Nachtkonzert mit Mehrstimmigkeit aus dem Guatemala des 16. und 17. Jahrhunderts in der Hospitalkirche (15.3.).
Alte Musik mit jugendlicher Frische
Ebenso international wie die Musik ist auch die Besetzung des Jungen Stuttgarter Bach Ensembles (kurz: JSB Ensemble): Seit 2011 stellt Hans-Christoph Rademann jedes Jahr ein Ensemble aus Solistinnen und Solisten sowie Chor und Orchester zusammen, um hochbegabten jungen Menschen aus über zwanzig Nationen nach einer intensiven Studienzeit in Stuttgart eine Plattform zu bieten. Beim Festival präsentiert das JSB Ensemble verschiedenste Facetten aus Bachs Repertoire und sorgt mit jugendlicher Energie für besondere Höhepunkte. Öffentliche Proben und Meisterkurs bieten dabei Einblicke hinter die Kulissen. Geleitet wird das JSB Ensemble von fantastischen Gastdirigentinnen und -dirigenten wie Kathy Saltzman Romey (14.3.) und Jos van Veldhoven (15.3.).
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Beim großen Finalkonzert am 23. März in der Liederhalle treffen mit dem JSB Ensemble und der Gaechinger Cantorey die zwei renommierten Klangkörper der Internationalen Bachakademie Stuttgart aufeinander, um gemeinsam den Abschluss des Festivals mit feierlichen Klängen von Georg Friedrich Händel zu zelebrieren. Am Pult steht Gründer Hans-Christoph Rademann selbst, der das Festival auch mit der Cantorey am 9. März eröffnet – angemessen feierlich mit Bachs berühmter „Matthäus-Passion“.
Happy Birthday, Bach!
Darüber hinaus warten zahlreiche weitere Highlights des ersten Bachfest-Jahrgangs auf das Publikum: Beispielhaft für Austausch und Begegnung steht das Programm der Blockflötistin Dorothee Oberlinger. Umgeben von der pittoresken Kulisse des Neuen Schlosses stellt sie mit ihrem Ensemble 1700 und der Sopranistin Anna Lucia Richter Bachs Musik der seiner Kollegen Fasch, Graupner und Telemann gegenüber (11.3.). Über die Jahrhunderte hinweg ziehen wiederum der Pianist Alexander Melnikov (19.3.) und das Australian Chamber Orchestra Verbindungslinien zwischen Johann Sebastian Bach und dem Jubilar Dmitri Schostakowitsch.
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Zahlreiche weitere musikalische Höhepunkte, außergewöhnliche Konzertformate und die konzertbegleitende Experten-Talk-Reihe „Zur Sprache gebracht“ runden das mehr als vielfältige Festivalprogramm ebenso ab wie die große Geburtstagsparty zu Ehren des Komponisten: Am 21. März wird nämlich Bachs 340ster im Wizemann mit Musik, Tanz und Drinks ausgiebig gefeiert. Ob eingefleischter Bach-Fan oder Barock-Neuling, ob Latino-Lover oder Jazz-Liebhaber, ob jung oder alt – beim Internationalen Bachfests Stuttgart, dem größten Klassikfestival der Stadt, ist für jede und jeden etwas dabei.