Startseite » Festivalfenster » Mozartwoche 2024

Anzeige

Zusammentreffen zweier unbestrittener Wiener Musikgrößen

Inhalt

  • Zusammentreffen zweier unbestrittener Wiener Musikgrößen

Mozartwoche 2024

Die Mozartwoche der Internationalen Stiftung Mozarteum feiert seit 1956 den Meisterkomponisten Wolfgang Amadeus Mozart rund um seinen Geburtstag. Vom 24. Januar bis 4. Februar 2024 stellt sie das Schaffen von Wolfgang Amadé in Bezug zu Antonio Salieri.



Tickets

 

Fünf umjubelte Ausgaben unter dem thematischen Überbau „Mozart pur“ feierte die Salzburger Mozartwoche von 2019 bis 2023 unter der Intendanz von Rolando Villazón. Nun ist es an der Zeit, auch das soziale Umfeld des weitgereisten Komponisten zu beleuchten und „in den kommenden Jahren einige andere große Maestros einzuladen, deren Präsenz uns erlaubt, das Leben, das Werk und das unvergleichliche Genie unseres gefeierten Wolfgang Amadé auszuleuchten“, so Villazón. 2024 ist dies der noch heute völlig unterschätzte Antonio Salieri, dem die Geschichtsschreibung übel zugespielt hat. Weder hat Salieri aus künstlerischer Eifersucht heraus das Salzburger Genie vergiftet, noch standen sich die zwei in irgendwelcher Form feindselig gegenüber – Gerüchte, die sich bis heute hartnäckig halten. Viel eher lässt sich von einer beflügelnden, in weiten Teilen respektvollen Konkurrenz und einer professionellen Kollegialität zweier unbestrittener Wiener Musikgrößen sprechen, deren Lebenswege sich am Hofe Kaiser Josephs II. trafen, als Salieri 1788 Hofkapellmeister wurde – ein Amt, das er dann 26 Jahre lang innehatte – und Mozart ab Ende 1787 zum Kammermusicus ernannt wurde.

Jordi Savall und das von ihm gegründete Originalklang-Ensemble Le Concert des Nations spielen Mozarts „La clemenza di Tito“ auf der Bühne der Felsenreitschule
Jordi Savall und das von ihm gegründete Originalklang-Ensemble Le Concert des Nations spielen Mozarts „La clemenza di Tito“ auf der Bühne der Felsenreitschule

Mozarts  „La clemenza di Tito“ in hochkarätiger Besetzung

In diese Lebensphase der beiden Komponisten fällt auch die Entstehung der Oper „La clemenza di Tito“, die bei der Mozartwoche zur Aufführung kommt, von Rolando Villazón und Regisseurin Bettina Geyer halbszenisch eingerichtet mit Requisiten und Personenregie. Die Besetzung ist denkbar hochkarätig: Nicht im Orchestergraben, sondern auf der Bühne wird Le Concert des Nations unter seinem Gründer und Chefdirigenten Jordi Savall spielen, eines der renommiertesten Originalklang-Orchester weltweit. Edgardo Rocha, der schon im Sommer 2022 bei den Salzburger Festspielen in Rossinis „Barbier von Sevilla“ für Aufsehen sorgte, kehrt zurück in die Felsenreitschule und übernimmt die Titelrolle, Hanna-Elisabeth Müller, die in jungen Jahren in München in „La clemenza di Tito“ als Servilis zu erleben war, singt diesmal Vitellia, Magdalena Kožená schlüpft in die Rolle von Sesto, Vitellias Geliebten. Die Oper, in Auftrag gegeben anlässlich der Krönung Leopolds II. zum König von Böhmen 1790, sollte ursprünglich Antonio Salieri als oberster Musiker im Hofstaate Leopolds komponieren. Der lehnte aber aufgrund von Arbeitsüberlastung ab, so dass Mozart den Auftrag übernahm.

Joana Mallwitz kontrastiert bei der Mozartwoche Salzburg Musik des Namensgebers mit Schubert
Joana Mallwitz kontrastiert bei der Mozartwoche Salzburg Musik des Namensgebers mit Schubert

Amüsante Opernpersiflagen, bedeutende Sinfonien und große Solokonzerte

Vier Jahre zuvor kam es zu einem ganz besonderen Aufeinandertreffen der beiden Komponisten respektive deren Werken: 1786 wollte Leopolds älterer Bruder und Vorgänger Joseph II. vor seinem Schwager Albert Kasimir von Sachsen-Teschen prahlen und tischte 1786 das Beste auf, was die Wiener Opernküche zu bieten hatte: Mozart und Salieri mit den amüsanten Opernpersiflagen „Der Schauspieldirektor“ und „Prima la musica e poi le parole“. Den besonderen Geist dieses denkwürdigen Konzerts wollen nun die Wiener Philharmoniker heraufbeschwören, wenn sie mit Dirigent Andrés Orozco-Estrada jene beiden musiktheatralen Kostbarkeiten auftischen, komplettiert mit dem Cellokonzert des Zeitgenossen Joseph Haydn mit Sol Gabetta als Solistin. In ihren beiden anderen Konzerten kombinieren die Philharmoniker zwei der bedeutendsten Sinfonien aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts mit zwei großen Solokonzerten Mozarts: Die Chefdirigentin des Berliner Konzerthausorchesters Joana Mallwitz stellt mit den Wiener Philharmonikern Schuberts große C-Dur-Sinfonie Mozarts „Jenamy“-Klavierkonzert KV 271 gegenüber, am Flügel spielt Igor Levit. Und mit Lahav Shani, Chefdirigent in Rotterdam sowie designierter Chefdirigent der Münchner Philharmoniker und des Israel Philharmonic Orchestra, werden sie Beethovens „Eroica“ und Mozarts Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester KV 364 spielen, als Solisten stehen Anne-Sophie Mutter und Michael Barenboim auf der Bühne: Zwei Konzerte, die schon einmal einen Vorgeschmack auf die kommenden Ausgaben des Mozartfests geben, wenn Wolfgang Amadeus mit weiteren Komponisten in Beziehung gesetzt wird.

Stargeigerin Anne-Sophie Mutter ist in Salzburg in unterschiedlichen Besetzungen zu erleben
Stargeigerin Anne-Sophie Mutter ist in Salzburg in unterschiedlichen Besetzungen zu erleben

Anne-Sophie Mutter wird im Laufe des Festivals übrigens noch mehrfach auftreten: Zusammen mit dem Cellisten Maximilian Hornung und der Pianistin Lauma Skride spielt sie vier Klaviertrios von Mozart, zudem können Interessierte die Geigenlegende auch auf der Leinwand erleben im Dokumentarfilm „Mein Mozart“ von 2006 sowie bei einer Konzertaufzeichnung aus demselben Jahr mit Daniel Müller-Schott und André Previn (Klaviertrio E-Dur KV 542) und mit der Camerata Salzburg (Violinkonzert A-Dur KV 219).

Singt Arien von Mozart und Salieri: Sopranistin Olga Peretyatko
Singt Arien von Mozart und Salieri: Sopranistin Olga Peretyatko

Mozart trifft auf Bach und Salieri

Erstmals bei der Mozartwoche mit dabei ist das Danish Chamber Orchestra mit Ádám Fischer am Pult. Auch sie lassen Mozart und Salieri aufeinandertreffen mit Arien aus „Don Giovanni“ und „Idomeneo“ – Solistin ist hier Starsopranistin Olga Peretyatko – sowie Salieris Sinfonia „La Veneziana“ und Mozarts „Linzer“ Sinfonie. Die Eröffnung und den Abschluss des Festivals bestreitet natürlich auch in diesem Jahr das Mozarteumorchester. Neben Mozarts „Jupiter“-Sinfonie und Salieris Sinfonia „Il giorno onomastico“ zum Auftakt wird Rolando Villazón die Arie des Tito „Se all’impero, amici Dei“ aus „La clemenza di Tito“ singen und damit gemeinsam mit dem Dirigenten Roberto González-Monjas den Konzertreigen einläuten. Zum Finale der Mozartwoche ist dann Anna Prohaska zu Gast, die Arien von Mozart und Johann Sebastian Bach einander gegenüberstellt. Ivor Bolton wird das Mozarteumorchester dirigieren. Auch die beliebte „Trazom“-Reihe findet ihre Fortsetzung mit afrikanischer Musik, einer „Serenata Mexicana“ sowie einer Soundcollage.

Neben zahlreichen weiteren Veranstaltungen dürfen natürlich auch jene genialen Werke nicht fehlen, die nicht ganz unschuldig an der ungnädigen Rezeption der Personalie Salieri sind, nämlich Peter Shaffers legendäres Schauspiel „Amadeus“ von 1979, inszeniert von Andreas Gergen und dramaturgisch beraten von Rolando Villazón. Passend dazu wird auch die grandiose Verfilmung des Schauspiels von Miloš Forman gezeigt. Film und Theaterstück haben zur damaligen Zeit das Mozartbild revolutioniert, indem die Gratwanderung gemeistert wurde, dem Genie ein menschliches Antlitz zu verleihen und dennoch als, nun ja, Genie zu verklären und als Popstar seiner Zeit darzustellen.

Termine

Inhalt

  • Zusammentreffen zweier unbestrittener Wiener Musikgrößen