Klassizistische Paläste, pittoreske Jugendstilbauten und imposante Kathedralen, umhüllt von maritimem, venezianisch angehauchtem Flair und mediterranem Lebensgefühl: Das ist Triest, eine gleichermaßen pulsierende wie geschichtsträchtige Hafenstadt, ganz oben an der nordöstlichen Grenze Italiens gelegen. Ein Schmelztiegel aus Ost und West, eine „città mitteleuropea“. Wer von Wien aus auf schnellstem Wege das Mittelmeer, also die Küste der Adria erreichen will, der landet hier.
Obwohl knapp fünfhundert Kilometer auseinander, haben Wien und Triest mehr gemein, als man zunächst vermuten würde: Beide Städte prägt ein prachtvolles historisches Stadtbild, beide sind berühmt für ihre Kaffee- und Kaffeehaustradition. Ganz recht, wer glaubte, Wien habe für richtig aromatischen Kaffee das Monopol, hat weit gefehlt. – Und beide sind Zentren der Kulturen, die weit über ihre Landesgrenzen hinaus strahlen. Kein Wunder also, dass die Wiener Symphoniker, ihrerseits ein Orchester der Spitzenklasse mit besonderer Stellung im In- und Ausland, ihre neue Frühlingsresidenz in den Süden nach Triest verlagern.
Wettstreit der Titanen
Bereits seit Jahrzehnten begrüßen die Wiener Symphoniker den musikalischen Lenz mit ihrem erfolgreichen TV-Konzert „Frühling in Wien“, das nun zu einem überregionalen und internationalen Festival ausgeweitet wird: „Primavera da Vienna“ feiert im April 2025 – dem 125. Jubiläumsjahr des Orchesters – sein Debüt. Rund eine Woche lang werden die Musikerinnen und Musiker der Wiener Symphoniker dabei ihr Zuhause im berühmten Triester Theater Politeama Rossetti aufschlagen und den kulturellen Austausch zwischen Italien und Österreich wiederbeleben. Orchester und Spielstätte verbindet nämlich eine lange Tradition: Schon 1902 konzertierten die Wiener erstmals im Teatro Stabile del Friuli Venezia Giulia „Il Rossetti“.
In drei Gastspiel-Konzerten präsentieren die Wiener Symphoniker gemeinsam mit ihrem neuen Chefdirigenten Petr Popelka sowie mit Unterstützung weltbekannter Gaststars spektakuläre Programme. So steht im ersten Konzert am 11. April 2025 der Wettstreit der Musiktheater-Titanen Verdi und Wagner im Mittelpunkt. Beide im Jahr 1813 geboren, stand der eine für die italienische Oper, der andere für die Neuerfindung des deutschen Singspiels. Tenor Michael Spyres, Sopranistin Sarah Wegener und Bass Georg Zeppenfeld – allesamt international renommierte Größen ihres Fachs – stellen Auszüge aus den Verdi-Klassikern „Macbeth“, „Aida“ und „Don Carlo“ dem aufwühlenden ersten Aufzug von Wagners „Die Walküre“ gegenüber – in dem übrigens, passend zum Frühlingsmotto des Festivals, der Lenz von Siegmund und Sieglinde schmachtend begrüßt wird.
Italienreise nach Wiener Art
Der zweite Konzertabend (12.4.) nimmt dagegen Abstand vom Musiktheater und kehrt mit gleich zwei Sinfonien zum Instrumentalen zurück, obschon man auch hier nicht gänzlich ohne den Liebreiz der menschlichen Stimme auskommt: Den Sopranpart aus Mahlers monumentaler vierter Sinfonie, in dem er den Gedichttext „Der Himmel hängt voll Geigen“ aus der Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ vertonte, übernimmt Sängerin Julia Kleiter. Daneben erklingt Mozarts berühmte „Prager Sinfonie“, die 1787 in der Tschechischen Hauptstadt – und Heimat von Chefdirigent Petr Popelka – uraufgeführt wurde.
Auf Italienreise nach Wiener Art geht das Orchester außerdem in ihrem letzten Konzert (13.4.): Langsam bewegen sich Petr Popelka und die Wiener Symphoniker mit Johann Strauss (Sohn) und seinem tänzerischen „Gruß an Wien“ in das Land, „Wo die Zitronen blüh’n“ und verbringen schließlich „Eine Nacht in Venedig“. Im zweiten Teil stehen dann Werke von Giacomo Puccini, Peter Tschaikowsky und das Zwischenspiel zu Franz Schmidts selten gespielter Oper „Notre Dame“ auf dem Programm. Ein stimmungsvoller Abend, der vom ORF aufgezeichnet und aus Triest in die ganze Welt gesendet wird. So kann der Frühling kommen!
Trailer Primavera da Vienna – Das neue Festival der Wiener Symphoniker in Triest: