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Blickwinkel: Christian Kämpf

„Wir haben uns für Optimismus entschieden“

Kurator Christian Kämpf hat für das Deutsche Historische Museum in Berlin einen Beethoven-Themenpfad entwickelt.

vonSusanne Bánhidai,

Das Deutsche Historische Museum hat einen Themenpfad entwickelt, der sich mit Ludwig van Beethoven unter dem Aspekt der Freiheit befasst. Kurator Christian Kämpf erzählt, welche Schwierigkeiten es bei der Planung gab und welche Botschaft vom Leben des Komponisten für uns ausgeht.

Welche coronabedingten Hürden gab es bei der Planung des Themenpfades?

Christian Kämpf: Zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wir alle sehr früh ins Homeoffice gegangen, und es war schwierig, so viele Gewerke und Abteilungen zu koordinieren. Auch konnte ich einige Objekte gar nicht persönlich in Augenschein nehmen und mich von anderen Ausstellungen inspirieren lassen.

Was war der dunkelste Punkt in der Planungszeit?

Kämpf: Als der Moment kam, an dem wir uns fragten, ob wir die Ausstellung im August eröffnen können. Arbeiten wir weiter oder verschieben wir von vornherein? Wir haben uns für Optimismus entschieden. Ende Juni wurden die Türen des Museums wieder geöffnet, wir hatten wieder ein Ziel vor Augen. Die Ausstellung läuft noch bis Sommer 2021.

Welchen Aspekt von Ludwig van Beethoven rückt der Themenpfad in den Vordergrund?

Kämpf: Zum einen fokussieren wir uns auf die Freiheiten, die sich Beethoven in seinem Werk und in seinem Leben genommen hat. Auf der anderen Seite stehen die Einschränkungen, die er durch seine Taubheit erleiden musste. Diese beiden Aspekte sind natürlich miteinander verschränkt.

Freiheit und Einschränkungen haben ja gerade eine große Aktualität…

Kämpf: Als Kurator möchte ich zeigen, dass sich der Freiheitsbegriff bei Beethoven auf das ästhetische Terrain bezieht. Er war kein politischer Freiheitskämpfer, obwohl er den Idealen der Französischen Revolution bekanntlich nahe stand. Er war ein Künstler, der auf ästhetischem Gebiet für die Meinungsfreiheit eintrat. Auch privat nahm er kein Blatt vor den Mund.

Ausstellungsansicht des Themenpfads „Beethoven | Freiheit“
Ausstellungsansicht des Themenpfads „Beethoven | Freiheit“

Was ist das Besondere an der Ausstellung?

Kämpf: Wir sind als historisches Museum in der Lage, Beethoven als Zeitgenossen einer bestimmten historischen Epoche darzustellen. Außerdem beleuchten wir, wie sich die Rezeption dieses Künstlers nach seinem Tode entwickelt hat. Es gibt über zwanzig Medien- und Hörstationen, wo Beethovens Werke mit den Exponaten verknüpft werden.

Was können wir in der jetzigen Situation von Beethoven lernen?

Kämpf: Wir kennen Beethoven als Menschen, der die Traditionen immer gebrochen hat. Er schreibt Streichquartette, die als Hausmusik in der bürgerlichen Stube gar nicht aufgeführt werden können. Er schreibt eine große Sinfonie mit Chor und Solisten, er schreibt ein Konzertstück – Wellingtons Sieg –, bei dem es wie im Theater zugeht, indem er unterschiedliche Musikgruppen von verschiedenen Seiten auf die Bühne ziehen lässt. Diese Freiheit im Umgang mit Gattungs- und Aufführungstraditionen sollte uns inspirieren. Im Sinne Beethovens sollten wir aktuell stärker alternative Aufführungs- und Vermittlungsformate ausprobieren.

concerti-Tipp:

Themenpfad „Beethoven | Freiheit“
20. August 2020 bis 30. Juni 2021 in der Dauerausstellung
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