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Blickwinkel: Tulga Beyerle

„Die Ausstellung ist unser Geburtstagsgruß an die Elbphilharmonie“

Mit der Ausstellung „DRIFT: Moments of Connection“ holt das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg unter Direktorin Tulga Beyerle ein außergewöhnliches Künstlerduo in die Hafenstadt und gratuliert damit zum fünfjährigen Jubiläum der Elbphilharmonie.

vonIrem Çatı,

Frau Beyerle, wie ist die Zusammenarbeit mit dem Künstlerduo DRIFT zustande gekommen? Ist es das erste Mal, dass Sie mit ihm zusammenarbeiten? 

Tulga Beyerle: Ich verfolge die Arbeit von DRIFT schon lange, eigentlich seit Beginn ihrer Karriere. Zusammengearbeitet haben wir mit dem Künstlerduo aber noch nie. Ich bin auf die beiden zugegangen, weil es mir wichtig war, ihre Werke in Hamburg oder überhaupt mal in Deutschland zu zeigen und weil ich dachte, dass sie eine schöne Rolle beim fünfjährigen Jubiläum der Elbphilharmonie spielen könnten. Ich sehe das Museum für Kunst und Gewerbe von seiner Positionierung her als Haus für Gestaltung und bin der festen Überzeugung, dass wir in Deutschland zu den wichtigsten Häusern dieser Art gehören. Deswegen bin ich auch sehr stolz darauf, dass wir DRIFT für uns gewinnen konnten. Ich denke, das untermauert unseren Anspruch für hochwertige Gestaltung absolut und stärkt unsere Positionierung in der Szene.

Das Duo verbindet in seinen Kunstwerken oft Technik mit Natur auf sehr sensible Weise. Wie würden Sie seine Kunst beschreiben?

Beyerle: Sie erzeugen unglaublich zarte und auch emotional berührende Räume und verdeutlichen damit, wie fragil letztlich unsere Beziehung zur Natur ist oder wie unglaublich faszinierend Natur sein kann. Dafür nutzen sie moderne Technologien. Für mich sind sie wahre Magier im Verwandeln von etwas, was letztlich technisch generiert wird, aber überdauert.

„Shylights“ ahmt das Öffnen und Schließen von Blumen nach und ist gleich nach Eintritt des Museums zu bewundern
„Shylights“ ahmt das Öffnen und Schließen von Blumen nach und ist gleich nach Eintritt des Museums zu bewundern

Können Sie Beispiele nennen?

Beyerle: Für „Shylights“ beispielsweise verwenden sie einen leichten Stoff, mit dessen Schwerkraft sie das Öffnen und Schließen von Blumen nachahmen. Das sieht aus wie Federn, die aufblättern und sich dann wieder schließen. Beim Kunstwerk „In 20 Steps“ hat man das Gefühl, einen fragmentierten Vogelflug zu verfolgen. Das ist natürlich auch eine ganz starke Bewegung.

Wie kann man sich die Ausstellung als Ganzes vorstellen? 

Beyerle: Wenn man das Museum für Kunst und Gewerbe betritt und ins Haupttreppenhaus gelangt, wird man genau dort von den „Shylights“ begrüßt. Durch die Deckenhöhe hat man das Gefühl, dass einem die „Shylights“ entgegen fliegen. Das ist ein wahnsinnig schöner Moment, an dem man sich nicht sattsehen kann. Wenn man dann in den ersten Stock hinaufgeht, kommt man in einen Ausstellungsraum, an den zwei langgestreckte Seitenräume grenzen. Darin gibt es einmal die Installation „In 20 Steps“, die sich dort sanft auf und ab bewegt, und „Fragile Futures“, diese unglaublich zarte Lichtinstallation mit den Löwenzahnsamen. Jede Arbeit hat einen eigenen großen Raum, in dem sie sich entfalten kann und den Besuchern die Möglichkeit gibt, sich voll und ganz auf dieses Erlebnis und den Genuss einzulassen. Es ist eine Ausstellung, die über die Sinne funktioniert und nicht über Erklärungen oder ein theoretisches Konstrukt.

Lichtinstallation „Fragile Futures“ aus echten Löwenzahnsamen
Lichtinstallation „Fragile Futures“ aus echten Löwenzahnsamen

Wie kommt bei alldem die Elbphilharmonie ins Spiel?

Beyerle: Christoph Lieben-Seutter, der Intendant der Elbphilharmonie, kam auf uns zu und hat gefragt, ob ich einen Vorschlag zu einer außergewöhnlichen Inszenierung anlässlich des Jubiläums machen könnte. Die Ausstellung ist sozusagen unser Geburtstagsgruß an die Elbphilharmonie. Dazu gibt es die Idee einer beweglichen Lichtinstallation von DRIFT an der Fassade des Konzerthauses, die die Musik wie eine Art Choreografie darstellt und damit das Innere der Elbphilharmonie nach außen bringt. Eine Stadt wie Hamburg zeichnet aus, dass die Kulturinstitutionen in einem wirklich guten und offenen Austausch stehen und gerne Kooperationen miteinander eingehen. Daher ist es uns eine besondere Freude, mit der Elbphilharmonie zusammenzuarbeiten und einen Beitrag zu ihrem Jubiläum gestalten zu können. Ich glaube nicht, dass das in Wien so einfach möglich wäre, denn leider stehen die Kulturinstitutionen dort nicht so sehr in Kontakt wie hier in Hamburg.

Warum ausgerechnet DRIFT? Was haben Technik und Natur mit Musik zu tun?

Beyerle: Christoph Lieben-Seutter wollte etwas jenseits von Fassadenmapping oder einem Feuerwerk zeigen. Ich habe ihm DRIFT vorgeschlagen, weil in ihren Arbeiten die Grenzen von Kunst, Architektur, Design, Musik und Technik verschmelzen. Bewegung und Rhythmus finden sind dabei immer die verbindenden Elemente. Für uns ist das Jubiläum eine super Gelegenheit, dieses wirklich außergewöhnliche Designerduo einem größeren Publikum in Deutschland zu zeigen.

concerti-Tipp:

DRIFT: Moments of Connection
7. Januar bis 8. Mai 2022
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

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