Ich hatte frisch den Führerschein und war nachts im Auto auf dem Heimweg, während im Radio das ARD Nachtkonzert lief. Da hörte ich zum ersten Mal dieses Stück. Der mächtige Orgelklang, die virtuosen Streicher – ich war so hin und weg von diesem Werk, dass ich noch zwanzig Minuten lang vor dem Elternhaus im Auto saß, um die „Orgelsinfonie“ zu Ende zu hören.
„Orgelsinfonie“ unter Karajan
Als Orgelstudent habe ich mir dann die Partitur gekauft und mit der berühmten Aufnahme Berliner Philharmoniker unter Karajan einstudiert, bei der die Orgel aus Notre Dame de Paris nachträglich eingespielt wurde. Die Orgel war um einige Hertz tiefer gestimmt als der damalige Kammerton der Philharmoniker, so dass man heute noch leichte Schwebungen heraushört. Mit Mitte zwanzig hatte ich dann das allererste Mal die Gelegenheit, das Werk mit einem Jugendorchester unter dem heutigen Mainzer GMD Hermann Bäumer zu spielen.
Dreifaches Glanz und Gloria
Das Stück, das ich inzwischen mit mehreren Orchestern gespielt und aufgenommen habe, begleitet und fasziniert mich inzwischen schon seit fast 25 Jahren. Ich finde, dass hier einfach alles drin ist: Da ist zuerst diese lange, großartige Orchestereinleitung, ehe nach etwa zwölf Minuten die Orgel in Erscheinung tritt, und zwar – für die meisten Hörer ungewohnt – ganz zart und lyrisch. Im zweiten Teil eröffnet die Orgel mit einem majestätischen Fortissimo, eine Passage, die die meisten Hörer kennen – wie auch das krönende Finale, bei der Orgel und Orchester gewissermaßen im dreifachen Glanz und Gloria miteinander verschmelzen.