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Interview Christian Zacharias

„Übung im schönsten Sinn!“

Als Pianist und Dirigent ist er eine Institution: Christian Zacharias. Anlässlich des 300. Geburtstages von Carl Philipp Emmanuel Bach hat er nicht nur 2014 viel zu tun

vonChristiane Schwerdtfeger,

Er liebt die Überraschung – kein Wunder also, dass sich Christian Zacharias auch für die Musik Carl Philipp Emanuel Bachs begeistert. Weil sie Fragen stellt und zum eigenen Denken herausfordert. Dabei zeigt Zacharias als Dirigent auch gern größere Zusammenhänge. Am liebsten, so verrät er am Telefon, in Programmen mit einem Klavierkonzert und einer Sinfonie des Bach-Sohns, kombiniert mit Nachfolgern wie Beethoven oder Schumann.

Welches war das erste Stück von Carl Philipp Emanuel Bach, das Sie kennengelernt haben?

Das weiß ich noch genau. Es war das c-Moll-Rondo aus der Sammlung Für Kenner und Liebhaber; ich hörte es im Autoradio und war tief beeindruckt: Das war nicht mehr Barock und noch nicht Klassik, extrem aufregend und mit einem irrsinnig verrückten Schluss, der einfach in der Luft stehen blieb. Später habe ich die Sonaten und das d-Moll-Klavierkonzert gespielt, dann die Sinfonien dirigiert. So gesehen ist es jetzt wie die Krönung, dass wir mit dem Orchestre de Chambre de Lausanne einige der Berliner Sinfonien aufgenommen haben.

Wie sind die spielerischen Anforderungen im Werk Carl Philipps, pianistisch und in den Orchesterstücken?

Meist sehr anspruchsvoll. Verglichen mit Johann Sebastian Bach oder Scarlatti ist es nicht schwerer, aber stilistisch ungewohnt: Man muss viel abrupter und schneller reagieren, große Kontraste auf kleinem Raum unterbringen. Die Streicher beklagen sich oft, dass die Musik von einem Pianisten geschrieben ist und die Figuren ja vollkommen gegen das Instrument seien. Aber wenn sie dann wirklich daran arbeiten, merken sie, wie aufregend, spannend und fordernd das ist. Es ist Übung im schönsten Sinn!

Wie bekannt ist die Musik C.Ph.E. Bachs aus Ihrer Sicht heute? Welche Erfahrungen machen Sie, wenn Sie ihn spielen wollen?

Es ist häufig ein Kampf. Schlage ich vor, die Sinfonien aufzuführen, halten sich die Veranstalter oft bedeckt, und daran kann man sehen: Nicht nur Musik des 20. oder 21. Jahrhunderts kann Krusten und Hörgewohnheiten aufbrechen. Mit Carl Philipp habe ich ein Thema, das sehr alt ist und trotzdem noch immer neu.

Was wünschen Sie Carl Philipps Musik für das Jubiläumsjahr und darüber hinaus?

Dass sie die richtigen Interpreten findet. Musiker, die hundertprozentig dahinterstehen, in der Sprache, in der Energie, in der Vielfältigkeit der Erfindung. Dann wird die Musik auch bei den Leuten ankommen, die damit bislang noch nicht so ganz Fuß gefasst haben. 

Noch mehr über Carl Philipp Emanuel Bach sowie zahlreiche CD-Tipps der concerti-Redaktion finden Sie hier.

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