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Kurz gefragt Isabelle Faust

„Besonders nervig ist die Musik im Flugzeug“

Isabelle Faust gehört zu den führenden Geigerinnen der Welt – und ist doch herrlich-herzlich unkompliziert. Hier spricht sie über …

vonJakob Buhre,

… Straßenmusik

Vor unserer Berliner Wohnung läuft manchmal eine rumänische Gruppe am Balkon vorbei, mit Akkordeon und Trompete. Das ist dann unsere ganz private Straßenmusik. Ich mag das, es erinnert mich daran, dass Sommer ist. Es kommt auch vor, dass ich bei einem Straßenmusiker stehen bleibe, und denke: Wow, das ist ja richtig gut! Ich gebe auch immer Geld, sobald die Musik nach etwas klingt und wenn ich merke, dass ein bisschen Arbeit dahinter steckt.

… nervige Alltagsgeräusche

Ganz besonders nervig ist die Musik im Flugzeug, während man auf den Start wartet. Das finde ich absolut überflüssig, teilweise ist es auch extrem laut. Und dann gibt es leider viele andere Orte, wo man gezwungen ist, Musik zu hören. Vor dem Baumarkt etwa oder auf dem Parkplatz – das finde ich absurd.

… Kontemplation

Die findet bei mir am meisten in der Natur statt. Beim Spazierengehen, in den Bergen oder im Berliner Grunewald. Und mit der Familie. Es ist manchmal schwierig, die Musik im Kopf abzustellen. Gerade habe ich mit Il Giardino Armonico alle fünf Mozart-Konzerte aufgeführt, das war sehr intensiv – und jetzt kriecht mir der Mozart immer noch im Kopf herum. Das geht dann oft so lange, bis man sich wieder auf anderes Repertoire konzentriert. Oder ich vertiefe mich in ein Buch, das mache ich auch sehr oft.

… 4‘33 von John Cage

Ich habe das Stück einmal live erlebt, bei einem Festival in den Dolomiten, wo man gemeinsam mit dem Publikum wandert und dann in den Bergen spielt. Aus dieser Gegend in Trentino kommt auch das Holz, das Stradivari für seine Geigen benutzt hat. Dort gibt es ein Stück Wald, wo die teilnehmenden Musiker sich einen Baum „aussuchen“ können, der dann eine Namens-Plakette bekommt. Und mein Kollege Mario Brunello hat letztes Jahr für „seinen“ Baum 4‘33 aufgeführt. Das war wunderbar – auch wenn kein Ton erklang, so war die Musik des Waldes doch sehr intensiv.

… die Stimme ihres CD-Partners Roger Willemsen 

Seine Stimme ist sehr sensuell, natürlich, nicht affektiert oder theatralisch und sehr warm. Er hat eine unglaubliche Gabe, höchst intellektuell an ein sehr breites Publikum ranzugehen, er kann Zuhörer von zehn bis 80 Jahren ansprechen. Wir haben uns vor ein paar Jahren kennengelernt, sofort sympathisiert und beschlossen, etwas gemeinsam zu machen. Er kam dann durch meine Bach-Aufnahmen auf das Thema Stille. Also habe ich kreuz und quer gesucht, was es für Geige solo in dieser Hinsicht gibt und er hat dazu Texte gesammelt. Bei der CD ging es uns darum, die Zeit einfach mal anzuhalten, vom schnellen Tempo dieses Lebens runterzukommen und auf das Essentielle zu hören. Wir sind beide Künstler, die mehr mit den leisen als mit den lauten Tönen anfangen können.

… die zweite Konzerthälfte

Wenn ich Glück habe und nicht zu viele Leute in der Pause auf mich einstürzen, kann ich mich schnell umziehen und dann die Sinfonie hören. Ich bin froh, wenn ich mich dann hinten in den Saal reinschleichen kann und nicht in die erste Reihe muss. Ich genieße es, die Bühne einmal von der anderen Seite zu sehen! Es gibt auch

ein paar Kollegen, Christian Tetzlaff zum Beispiel, die sich manchmal im zweiten Teil ins Orchester gesetzt und die Sinfonie mitgespielt haben. Das würde ich mich aber nicht trauen, da hätte ich Angst, alles zu verhunzen, wenn ich das Werk nicht mitgeprobt habe.

… Mode

Auf der Bühne bin ich fast ausschließlich mit Issey Miyake zu sehen. Das Grandiose an diesen Kleidern ist: Sie sind enorm bequem, man kann sie nach dem Konzert waschen, aufhängen und am nächsten Tag sind sie trocken. Wenn ich auf Reisen mehrere große Konzertroben mitnehmen müsste, hätte ich ein Problem mit dem Gepäck. Außerdem ist Miyake ein Designergenie, ich bewundere ihn sehr als Künstler, und es fühlt sich für mich in unserer Zeit stimmiger an, in eleganten aber moderneren Kleidern zu spielen.

… ihre Frisur

Ich hatte schulterlange Haare, bis ich 19 war – danach nie wieder. Ich erinnere mich aber, als ich sie damals abschnitt, dass ein, zwei Leute zu mir meinten, als Geigerin wären kurze Haare nicht karrierefördernd. Das fand ich absurd, ich bin da auch gar nicht drauf eingegangen. Mir stehen die kurzen einfach besser als die langen. Punkt.

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