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Lieblingsstück Ana de la Vega

Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 1 c-Moll

Flötistin Ana de la Vega schöpft seit ihren Studientagen Kraft und Zuversicht aus der ersten Sinfonie des Hamburger Komponisten.

vonRedaktion,

Während meiner Studienzeit in Paris habe ich diese Sinfonie rauf- und runtergehört. Ich erlebte damals viel Einsamkeit und zweifelte lange, ob ich überhaupt das Zeug zur Solistin habe. In dieser Sinfonie stecken jedoch so viel Freude und Vorfreude, Hoffnung und Licht, Kraft und Stärke, dass sie mich durch diese Zeit getragen hat. Brahms übte großen Druck auf sich selbst aus, weil er glaubte, nicht gut genug zu sein. Bis heute fühle ich mich unglaublich lebendig, wenn ich dieses Werk höre. Sie ist ein fröhliches Gemälde der Zukunft, dabei verrückterweise ganz in Moll.

Mariss Jansons hat einmal gesagt, dass Brahms mit den 52 Paukenschlägen zu Beginn an Clara Schumanns 52. Geburtstag erinnern wollte. Ist das nicht wunderschön? Der revolutionäre Anfang der Sinfonie ist so, als ob der allmächtige Gott zu uns spräche, das ähnelt ein wenig dem Anfang von Beethovens Erster. Ich kann nicht in Worte fassen, wie herrlich ich die Soli der Oboen und Violinen im zweiten Satz finde. Das ist himmlische Musik!

Die Sinfonie war das erste Stück, das ich vor meiner Solokarriere in einem deutschen Orchester gespielt habe. Ich bin in Australien aufgewachsen, weit weg von dieser musikalischen Tradition. Und dann war ich auf einmal in Hamburg an denselben Orten wie einst der Komponist. Vielleicht hat mich das zusätzlich verzaubert. Wenn ich Brahms höre, habe ich das Gefühl, dass alles gut wird. Und wenn die Welt eines Tages unterginge: Mit dieser Sinfonie könnte ich über­leben.

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