Avi Avitals Lieblingsstück ist die Sinfonie Nr. 9 „Aus der neuen Welt“ von Antonín Dvořák: Immer wenn ich diese Sinfonie höre, löst sie in mir eine Bandbreite an Emotionen aus. Das liegt auch an Dvořák selbst, der es zu einer Praxis machte, Volksmusik in klassische Musik zu integrieren. Dafür wurde er 1892 sogar als Experte in die USA eingeladen, um der dortigen Kunstmusik eine nationale Identität zu geben. Dvořák beobachtete und saugte alle neuen Eindrücke in sich auf und komponierte so seine neunte Sinfonie. Das ist ein sehr interessantes Experiment, aus dem eine der besten Sinfonien der Welt entstanden ist.
Für mich als Mandolinist ist dieses Werk deshalb so besonders, weil es genau diese Verbindung zwischen Volks- und klassischer Musik darstellt – genau wie die Mandoline, die immer eine Assoziation zur Folklore vermittelt. Seit der Arbeit an meinem Album „Between Worlds“ beschäftige ich mich viel mit klassischen Werken, in denen Volksmusik eine Rolle spielt.
Sehnsucht in die Heimat
Obwohl Dvořák damals ein sehr hohes Gehalt bekam, litt er furchtbar unter seinem Heimweh und kehrte nach nur drei Jahren wieder nach Prag zurück. Für mich steckt in dieser Sinfonie mehr das Gefühl von Nostalgie und Sehnsucht als die Entwicklung eines neuen amerikanischen Klangs. Und dieser Aspekt berührt mich sehr, da Nostalgie und die Sehnsucht nach Hause auch Themen in meinem eigenen Leben sind: Einerseits habe ich die Möglichkeit, die Welt zu entdecken, andererseits ist da immer die Suche nach meinen Wurzeln. Dennoch ist der Drang, mit meiner Musik durch die Welt zu touren, zurzeit noch stärker als derjenige, nach Hause zurückzukehren.