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Kurz gefragt Rudolf Buchbinder

»Solange ich lebe, lerne ich«

… und das obwohl er ohnehin zu den Großen seines Faches gehört. Der Pianist Rudolf Buchbinder über …

vonFriederike Holm,

… seine ersten musikalischen Gehversuche

 

Ich war drei oder vier Jahre alt. Wir hatten ein Pianino zu Hause. Darauf stand ein Radio, und ich versuchte, alles nachzuspielen, was ich hörte. Mit fünf Jahren habe ich dann schon die Aufnahmeprüfung an der Wiener Musikhochschule bestanden. Die Hochschule hatte damals in der Zeitung annonciert, dass man junge Talente suche. Um aufgenommen zu werden, spielte ich zwei Lieder vor, ohne Noten lesen zu können.

… Lampenfieber

 

Das wird mit der Erfahrung nicht kleiner, sondern immer größer. Das ist ganz logisch: Als junger Mensch geht man vollkommen unbekümmert auf die Bühne. Umso älter ich werde, desto höher lege ich mir selbst die Latte. Und das Schwierigste ist für mich, meine eigenen Erwartungen zu erfüllen. Daher werde ich immer wieder nervös vor einem Auftritt. Man kann kein Gegenmittel dazu erfinden, denn das würde sich in kürzester Zeit abnutzen. Ich habe auch kein festes Ritual vorm Konzert, sondern stelle mich immer spontan auf die jeweilige Situation ein. Das einzige, was ich immer beibehalte, ist der Mittagsschlaf am Tag des Konzerts.

… die aktuellen Wahlergebnisse in Österreich

 

Ich bin sehr froh, dass es bei der Großen Koalition bleibt. Ich glaube, jede andere Kombination würde Österreich schwächen, weil dann keine Entscheidungen getroffen werden könnten. Für wichtige Entscheidungen braucht man eine breite Mehrheit – die auch unpopuläre Veränderungen durchsetzen kann, die notwendig sind.

… Malerei

 

Ich habe früher selbst gemalt, aber ich habe inzwischen keine Zeit mehr dazu. Und ich finde mich auch nicht gut genug. Aber hin und wieder zeichne ich gerne mal in einem Gästebuch, und auch die Zeichnung von mir am Klavier auf meiner Website stammt von mir.

 

… sein Lebensmotto

 

„Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.“ Das heißt für mich: Solange ich lebe, lerne ich. Das ist der Vorteil meines Berufes. Ein anderer Vorteil – vielleicht habe ich auch deswegen so eine gute Beziehung zu meinen Kindern: Es gibt in meinem Beruf keine Hierarchie. Ein 80-Jähriger ist genauso ein Konkurrent oder Kollege wie ein 25-Jähriger. Man musiziert einfach zusammen und es gibt keinen Altersunterschied. Kollegen, die daran glauben, schon etwas zu sein, sind mit sich zufrieden, und das bedeutet absoluten Stillstand.

… seine außerordentlich zahlreichen CD-Einspielungen

 

Es sind die Werke, die wichtig sind, nicht die Einspielungen. Ich widme mich vor allem dem Kern des Repertoires, etwa den Beethoven-Konzerten. Und wenn es sich ergibt, nehme ich sie auf. Ich gehe dazu nicht mehr ins Studio, sondern nehme nur noch live auf. Denn im Studio fehlen die drei wichtigsten Dinge: Emotion, Spontaneität und Nervosität. Im Studio geht man routiniert an die Sache heran, denn man weiß: Egal ob ich es zwei- oder zehnmal aufnehme, irgendwann wird’s schon passen.

… seine Leidenschaft für Filme

 

Ich finde, Film ist eine absolut unterschätzte Kunstgattung. Es geht mir allerdings nicht so sehr um die neuen Filme, sondern ich sammele die für mich wichtigsten Filme der Filmgeschichte. Es gibt viele Klassiker, die ich liebe, einen Lieblingsfilm könnte ich aber nicht benennen.

… Wendepunkte in seiner Karriere

Die hat es bei mir nicht gegeben. Ich habe das große Glück, dass meine Karriere nie von einer großen Sensation beflügelt wurde – denn Sensationen lassen sich nicht wiederholen. Es war keine raketenartige, sondern eine kontinuierliche Karriere über 50, fast 60 Jahre mit einem stetigen Crescendo. Eines meiner Vorbilder in Sachen Karriere war immer Claudio Arrau, der am Ende seines Lebens den Höhepunkt seiner Karriere erlebte. Das ist das Schönste, was man erfahren kann.

… Ruhestand

 

Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwann nicht mehr zu spielen. Kein Künstler kann sich das vorstellen. Wie soll ich sagen… das Leben endet auf der Bühne.

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