Das Strauss-Jahr 2025 steht ganz im Zeichen von Walzerkönig Johann, dem Jüngeren, dessen 200. Geburtstag im Oktober vielerorts Anlass genug ist, sein Leben, Wirken und Schaffen aus allen erdenklichen Perspektiven gründlichst auszuleuchten. Gelegenheiten, Johann Strauss näher kennenzulernen, wird es folglich noch viele geben. Nutzen wir also die Chance, zwar auf den anrollenden Strauss-Zug mit aufzuspringen, jedoch in eine andere Richtung zu fahren und einen anderen, seltener gehörten Strauss-Vertreter unter die Lupe zu nehmen: Oscar Straus (eigentlich Oscar Nathan Strauss) wurde 1870 in Wien geboren und steht – dies sei gleich vorweggenommen – trotz gleichen Namens und gleicher Herkunftsregion in keinerlei Verwandtschaftsverhältnis zur Strauss-Dynastie. Doch genau wie seine Namensvetter ist Oscar vor allem in der bunt glitzernden Walzer- und Operettenwelt zu Hause. So strich er das zweite „s“ aus seinem Namen, um Verwechslungen mit anderen „Sträussen“ vorzubeugen.
Viergestirn der späteren Operettengeneration
Oscar Straus war ein Mann seiner Zeit. Die herrschenden künstlerischen Strömungen und musikalischen Moden vereinte er meisterhaft in seinen Werken, wenn dort schwelgerische Walzerrhythmen auf modernen Zeitgeist treffen oder Wiener Biedermeier sich mit Jazzakkorden vermengt. Wien, Berlin, Paris, London, Amerika – überall hinterließ Straus als Weltbürger der Musik seine Spuren, überall feierte er schillernde Erfolge und avancierte neben Franz Lehár, Leo Fall und Emmerich Kálmán bald zu einem der bedeutendsten Operetten-Komponisten überhaupt. Dabei wollte er seinen kompositorischen Fokus ursprünglich gar nicht unbedingt auf die leichte Muse legen, sondern vielmehr in der „ernsten“ Musik Fuß fassen. Johann Strauss (Sohn) höchstselbst soll es gewesen sein, der bei einem Aufeinandertreffen zu Oscar gesagt habe: „Lassen S‘ die faden Symphonien und schreiben S‘ fesche Walzer. Führen Sie die Tradition der Strauss-Walzer fort.“ So zumindest erzählte es Oscar Straus 1953 in einem Radiointerview.
Gesagt, getan. Humorvolle Erstlingsbühnenwerke wie „Die lustigen Nibelungen“, eine burleske Parodie auf den wilhelminischen Heldenkult à la Wagner, fanden zwar zunächst keinen größere Anerkennung. Doch mit seiner Operette „Ein Walzertraum“ aus dem Jahr 1907 gelang ihm schließlich der große Durchbruch und es begann eine internationale Erfolgswelle auf beiden Seiten des Atlantiks. Ernst Lubitsch verfilmte das Werk sogar in Hollywood („Der lächelnde Leutnant“), was Straus zusätzlich die Tür als Broadway- und Filmkomponist öffnete.
Tragische Biografie
Doch sein Image als heiter strahlender Operettenmeister täuscht auch über vieles hinweg, musste Oscar Straus doch zeitlebens schwere Schicksalsschläge einstecken: Als er gerade einmal fünf Jahre alt ist, begeht sein Vater Suizid. Später, kurz nachdem er sich in Bad Ischl niederließ, erfolgt der Anschluss Österreichs ans Dritte Reich. Als Spross einer jüdischen Familie wird er als Künstler verfemt; um der Verfolgung zu entfliehen, geht er zunächst nach Paris, schließlich in die USA. Seine Frau und einen seiner Söhne kann er nachholen. Sein anderer Sohn wird von den Nazis nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Nach dem Krieg kehrt Oscar Straus nach Bad Ischl zurück, wo er 1954, im Alter von 83 Jahren stirbt. Der reiche musikalische Schatz, den er hinterlässt, all die Operetten, Evergreens, Walzer, Filmmusiken und Gassenhauer, die die Menschen einst auf der ganzen Welt begeisterten, geraten nach und nach in Vergessenheit. Heute ist sein Name nur noch wenigen ein Begriff. Vorerst. Denn glücklicherweise tauchen hie und da immer wieder kleine Oscar-Straus-Funken auf: Barrie Koskys Inszenierung von Straus‘ „Die Perlen der Cleopatra“ wurde 2016 mit dem Operetten-Preis „Frosch des Jahres“ ausgezeichnet und ist in diesem Jahr wieder an der Komischen Oper zu erleben. Am Hildesheimer Theater steht die selten gehörte „Hochzeit in Hollywood“ auf dem Programm. Und auch in Annaberg-Buchholz sowie an der Deutschen Oper Berlin, kann man zurzeit die so herrlich glanzvolle Musik von Oscar Straus, dem Walzerkönig des 20. Jahrhunderts entdecken. Es lohnt sich.
Fr, 31. Jänner 2025 19:30 Uhr
O. Straus: Das Walzerparadies
Jakob Hoffmann (Matthias Polleder), Bettina Grothkopf (Frau Polleder), Richard Glöckner (Poldi Polleder), László Varga (Gabriel Domayer), Juliane Prucha (Maria Domayer), Dieter Klug/Markus Teichler (Leitung), Oliver Pauli (Regie)
Sa, 22. Feber 2025 19:00 Uhr
O. Straus: Hochzeit in Hollywood
Loreley Rivers (Mizzi), Julian Rohde (Felix), Sonja Isabel Reuter (Garderobiere & Bessie), Andrey Andreychik (Teddy Vandermere & Präsident), Neele Kramer (John Widdels & Conférencier), Eddie Mofokeng (Nino Namara & Kapellmeister), Jan Kämmerer (Staatssekretär, Prof. Crook & Smith), Florian Ziemen (Leitung), Oliver Graf (Regie)
Fr, 28. Feber 2025 20:00 Uhr
Ab in den Ring!
Ferdinand Keller (Siegfried), Caroline Schnitzer (Brünhilde & Ute), Ludwig Obst (Kriemhild), Evelina Smolina (Giselher & Waldvogel), Artur Garbas (Gunther), Ferhat Baday (Dankwart & Hagen), Apollo-Chor an der Staatsoper Berlin, Elda Laro (Leitung), Anna Weber (Regie)
Sa, 01. März 2025 19:30 Uhr
O. Straus: Hochzeit in Hollywood
Loreley Rivers (Mizzi), Julian Rohde (Felix), Sonja Isabel Reuter (Garderobiere & Bessie), Andrey Andreychik (Teddy Vandermere & Präsident), Neele Kramer (John Widdels & Conférencier), Eddie Mofokeng (Nino Namara & Kapellmeister), Jan Kämmerer (Staatssekretär, Prof. Crook & Smith), Florian Ziemen (Leitung), Oliver Graf (Regie)
So, 02. März 2025 20:00 Uhr
Ab in den Ring!
Ferdinand Keller (Siegfried), Caroline Schnitzer (Brünhilde & Ute), Ludwig Obst (Kriemhild), Evelina Smolina (Giselher & Waldvogel), Artur Garbas (Gunther), Ferhat Baday (Dankwart & Hagen), Apollo-Chor an der Staatsoper Berlin, Elda Laro (Leitung), Anna Weber (Regie)