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Opern-Tipps im Februar 2025: Die Oper und das Meer

Nah am Wasser gebaut

Die vielfältigen und imposanten Erscheinungsformen des Meeres inspirierten auch Komponisten zu bildgewaltigen Meisterwerken des Musiktheaters.

vonPatrick Erb,

Ob windstill, sonnig und sanft von Böen umspielt oder sturmumtost und regnerisch: Das Meer zeigt sich in vielen Facetten. In der griechischen Mythologie tummeln sich unzählige Okeaniden, Nereiden und Nymphen in seinen Wellen, in der Romantik wird es zum Sehnsuchtsort für Fernwehleidende und zum Bildrahmen zahlreicher im Mondlicht wankender Dreimaster.

Die Oper hat die Vorzüge des Wassers und der dazugehörigen Küstenregionen früh erkannt, spielt sich dort doch gerne Geheimnisvolles, Übernatürliches und als Lebensraum archaischer Kulturen gar Verbrecherisches ab. Benjamin Britten etwa gelingt es in „Peter Grimes“ geradezu meisterhaft, die salzhaltige Meeresluft und Gischt in den berühmten Interludes fast schon greifbar auszukomponieren. Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ schwelgt ebenso in maritimen Stereotypen – musikalisch wie inhaltlich. Viele Werke im Februar widmen sich dem unendlichen Blau und dessen Küstenregionen, teilweise mit subtilen Mitteln. Ein Blick über den Horizont der traditionellen Opern mit Meeresthematik hinaus lohnt daher sehr.

Doppelter Tristan entfacht dramaturgischen Wettstreit

Intensiver reicht beispielsweise das Wasser allen Beteiligten in „Tristan und Isolde“ bis zum Hals. Denn Wagners ultimative Liebesoper nach Vorbild eines hochmittelalterlichen Barken-Romans spielt an den rauen Küsten Cornwalls, Irlands und der Bretagne sowie auf offener See. Schließlich entschwindet Isolde im dritten Akt mehr träumerisch verzückt als real fühlend dem Leben. Ihre letzten Worte: „Ertrinken, versinken, unbewusst, höchste Lust.“ Am 2. Februar feiern sowohl das Theater Lübeck als auch das Staatstheater Darmstadt Premieren des „Tristan“. Ein dramaturgischer Wettstreit um die intensivste Interpretation dieser sinnlichen Grenzerfahrung scheint vorprogrammiert.

Beinahe profan wirkt dagegen Ethel Smyths Oper „Strandrecht“. Nach Stationen in Karlsruhe und Meiningen wird das Werk nun auch am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin gezeigt – bereits die dritte Inszenierung in dieser Spielzeit. Smyths Drama spielt an der Küste Cornwalls und entfaltet eine düstere Geschichte: Ein Fischerdorf lenkt mit falschen Signalen Schiffe auf die Klippen, um sie zu plündern. Dazu inspiriert wurde Smyth 1886 während eines Urlaubs im rauen Südwesten Englands. In ihrem Tagebuch notierte sie begeistert: „Merkwürdig ist jene Welt der an den Klippen lebenden keltischen Völker, die blutig mordend Schiffbrüchige überfallen – eine Geschichte, die keine hundert Jahre zurückliegt.“

Einer der bewegendsten Momente der Barockoper

Auch das klassische Epos lässt das Meer nicht ruhen: Der römische Stammesvater Aeneas erleidet zwar keinen Schiffbruch, doch ungünstige Winde treiben ihn in den Hafen der Seemacht Karthago. Dort wird er von Königin Dido gastfreundlich empfangen, und – wie könnte es anders sein? – sie verliebt sich unsterblich in den Helden. Das Ziel vor Augen zieht der pflichtbewusste Aeneas weiter und Dido wählt den Freitod. Henry Purcell hat diese tragische Episode aus Vergils „Aeneis“ in seiner Oper „Dido and Aeneas“ musikalisch auf den Punkt gebracht: Die Lamento-Arie, die Didos Tod einleitet, gilt als einer der bewegendsten Momente der Barockoper. Das Theater Duisburg setzt das Werk in Szene und ergänzt es durch Peter Maxwell Davies’ „The Lighthouse“ – eine Kammeroper, die die mysteriöse Geschichte dreier Leuchtturmwärter erzählt, die um 1900 auf den Flannan Isles spurlos verschwanden. Na, immer noch Lust auf Meer?






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