Eine Oper über politische und religiöse Konflikte sowie über den Wahn, der diese allzumeist befeuert, büßt niemals an Aktualität ein. Das ist einerseits eine recht deprimierende Wahrheit, weil es zeigt, dass die Menschheit in vielen Belangen schlicht unverbesserlich ist. Andererseits sind gerade Reflexionen seitens der Kunst über die dunkelsten Seiten von uns Menschen unverzichtbar, wenn man zur Verbesserung der Verhältnisse beitragen möchte. Dass also die Schrecken des Ukraine-Kriegs die Erfurter „Nabucco“-Inszenierung beeinflussen werden, liegt auf der Hand. In diesem Sinne möchte Generalintendant Guy Montavon in seiner Inszenierung „ein Ende erarbeiten, das Sinn macht“.
Ob und wie die Fallhöhe zwischen der sommernachtsverträumten Kulisse der Erfurter Domstufen und der alttestamentarischen wie realitätsnahen Schwere der Verdi-Oper gemeistert wird, bleibt spannend. In jedem Fall dürfte die besondere Bühne den Chorszenen alles andere als abträglich sein. Außerdem helfen zahlreiche Begleitveranstaltungen in den Wochen vor und nach der Premiere, die zugrundeliegenden Komplexe des „Nabucco-Sujets“ zu reflektieren.