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Porträt Alexandre Tharaud

Kantabel, klar und klangdifferenziert

Alexandre Tharaud hebt die Klavierkunst aufs goldene Tablett.

vonMario-Felix Vogt,

Wer die Pariser Wohnung von Alexandre Tharaud betritt, sieht ausgesuchte Möbel sowie eine Fülle von Büchern und CDs. Was dort nicht steht, ist ein Flügel. Ganz bewusst verzichtet der Pianist darauf. „Früher, als ich noch einen Flügel in meiner Wohnung hatte, habe ich den ganzen Tag dort verbracht“, erklärt der Franzose seine Entscheidung, „ich habe viel gespielt, aber selten ernsthaft geübt.“ Deshalb nutzt Tharaud seit Jahren die Instrumente von Freunden, um seine Programme einzustudieren; so kann er Privat- und Berufsleben klar voneinander trennen.

Geboren wird Alexandre Tharaud 1968 als Sohn einer Tänzerin und eines Sängers. Er studiert am Pariser Konservatorium bei Germaine Mounier und Theodor Parakivesco, wichtige Anregungen vermitteln ihm auch Claude Helffer, Leon Fleisher und Nikita Magaloff. Nachdem der Franzose 1989 beim ARD-Musikwettbewerb zweiter geworden war, startete rasch seine internationale Karriere. Als Interpret liegt Tharauds Schwerpunkt nicht nur auf dem französischen Repertoire von Couperin bis Ravel, sondern auch auf Barockmusik und Werken von Chopin. Außerhalb des solistischen Spiels pflegt er auch die Kammermusik mit Kollegen wie dem Geiger Pierre Amoyal, dem Flötisten Patrick Gallois und dem Cellisten Jean-Guihen Queyras.

Alexandre Tharaud
Alexandre Tharaud © Marco Borggreve

Alexandre Tharaud: Seine zweite Leidenschaft sind französische Chansons

Tharauds Musizierweise ist geprägt von hohem Strukturbewusstsein, feinen Klangdifferenzierungen, Klarheit und einem subtilen Rubato, Eigenschaften, die seinen vielfach ausgezeichneten Ravel-Einspielungen zugute kommen. Auch seine Aufnahmen von Bachs Klavierkonzerten mit dem kanadischen Kammerorchester Les Violons du Roy unter Bernard Labadie überzeugen durch Esprit und glitzerndes Laufwerk in den Allegros sowie kantables Spiel in den langsamen Sätzen; Eleganz und kontrollierte Leidenschaft zeigt er wiederum in Chopins Balladen. Dass der Franzose, der im direkten Umgang beinahe etwas schüchtern wirkt, auch temperamentvoll zuzupacken weiß, offenbart er in seiner feurig-entfesselten Deutung von Chopins Fantasie. Neben der Klassik begeistert sich Tharaud auch für das französische Chanson, so nahm er 2017 mit prominenten Gastkünstlern aus Jazz und Pop ein Album mit Liedern der 1997 verstorbenen Chansonnière Barbara auf.

Alexandre Tharaud bei den Aufnahmen zu seinem Album „Barbara“:

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