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Porträt Amandine Beyer

Historische Spielpraxis mit Miles Davis im Ohr

Barockgeigerin Amandine Beyer schaut gern über den Tellerrand.

vonJohann Buddecke,

Ein Solistendiplom für Barockgeige und eine Diplomarbeit über Karlheinz Stockhausen – zwei Studienabschlüsse, die thematisch kaum weiter auseinander liegen könnten. Beide jedoch begründeten die musikalische Karriere von Amandine Beyer, die heute mit ihrem Violinspiel vor allem Barockfans international ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Beyer ist nämlich das, was man eine wahre Expertin der historischen Aufführungspraxis nennen kann, zudem ist sie eine virtuose Solistin, die international mit den renommiertesten Barockensembles zusammenarbeitet und – ein Blick auf ihre umfangreiche Diskografie genügt – mit bestem Gewissen als leidenschaftliche Botschafterin Alter Musik bezeichnet werden kann.

Die Liebe zur Musik entdeckte Beyer schon im frühen Kindesalter. Bereits mit vier Jahren begann sie am Konserva­torium ihrer Heimatstadt Aix-en-Provence mit dem Blockflöten- und Violinspiel, anschließend folgten weitere Stationen in Paris und Basel. Erstmals auf sich aufmerksam machte sie dann im Jahr 1997, als sie mit Chiara Banchinis „Ensemble 415“ auf der Bühne stand. ­Wenig später folgten Projekte mit Alte-­Musik-Koryphäen wie Jordi Savall und Giuliano Carmig­nola. 2006 gründete sie schließlich ihr eigenes Barock­orchester „Gli Incogniti“, mit dem sie seither in ganz Europa Erfolge feiert.

Künstlerin mit Weitblick: Amandine Beyer

Verständlich ist da die Verwunderung vieler, wenn sie hören, dass Beyer zeitgenössische Musik und vor allem Jazz als Inspirations­quelle hinzuzieht, speziell das Trompetenspiel Miles Davis’ schätzt und dessen ausgefeiltes Rubato in ihre Interpretationen einbindet. Doch nicht nur rein musikalisch schaut Beyer über den Tellerrand. Gemeinsam mit der Choreografin und Tänzerin Anne Teresa De Keers­maeker und dem Tänzer Boris Charmatz tourte sie 2013 weltweit mit dem Projekt „Partita 2“ und stellte damit einmal mehr ihren künstlerischen Weitblick unter Beweis. Nebenbei ist sie in verschiedenen Lehrtätigkeiten in Basel und Porto tätig – stets getreu ihrem Motto, jener Musik auf der Spur zu sein, die einst als Kostbarkeit ihrer Zeit angesehen wurde, dann jedoch in Vergessenheit gerieten.

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