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Porträt Andreas Spering

Einfach gute Musik machen

Andreas Spering gilt als Spezialist für Alte Musik, und das nicht ganz zu Unrecht. Trotzdem spannt sich das Repertoire des Dirigenten über zahlreiche Jahrhunderte.

vonIrem Çatı,

Einen Kaffee würde ich am ehesten mit Haydn trinken“, sagt Andreas Spering lachend. „Er muss ein sehr geistreicher, generöser und witziger Komponist gewesen sein, und ich hätte wahnsinnig viele Fragen an ihn!“ Seine Begeisterung für die Musik des österreichischen Tonsetzers zeigt sich jedes Jahr bei den Brühler Schlosskonzerten: Hier hat Spering seit seiner Ernennung zum künstlerischen Leiter einen gesonderten Haydn-Schwerpunkt etabliert, der seit 2002 als erstes und lange Zeit einziges Haydn-Festival in Deutschland – heute sogar weltweit – gilt. „In den ersten fünf Jahren nach meinem Amtsantritt als künstlerischer Leiter habe ich wechselnde Schwerpunkte mit unterschiedlichen Themen gemacht. Weil meine Liebe zu Haydn aber immer stärker wurde, dachte ich, jetzt probiere ich das mal“, erinnert er sich. Trotz Warnungen und Vorbehalten vonseiten Kollegen und Veranstaltern wurde sein Haydn-Programm ein voller Erfolg und ist beim Brühler Publikum bis heute ein Highlight im musikalischen Kalender.

Engagement bei den „Rolling Stones der Alten Musik“

Dabei denken viele, wenn sie den Namen Andreas Spering hören, zunächst gar nicht an das klassische Repertoire, hat er sich doch vor allem einen Namen als Spezialist der Alten Musik gemacht. Der 1966 im Hunsrück geborene Dirigent wuchs in einem kirchenmusikalisch geprägten Umfeld auf, spielte zunächst Klavier, dann Orgel und erhielt seine erste Organistenstelle mit dreizehn Jahren. Noch während seines Kirchenmusikstudiums wurde der Alte Musik-Spezialist Reinhard Goebel auf Spering aufmerksam und lud ihn zum Probespiel für sein Ensemble Musica Antiqua ein. Nach seinem Examen wurde Spering festes Mitglied des Ensembles. „Ich habe die schon immer bewundert, habe mir ihre hinreißenden Platten angehört. Das waren für mich damals die Rolling Stones der Alten Musik“, erzählt er. Der unbedingte Qualitätsanspruch, den Goebel von den Musikern verlangte, die Spielweise des Ensembles und der zupackende und energetische Input haben Spering in seinen vier Jahren bei Musica Antiqua nachhaltig geprägt. Dennoch war ihm die Beschränkung auf das barocke Repertoire nach all den Jahren zu wenig, und so wuchs in ihm der Wunsch, sich zum Dirigenten ausbilden zu lassen. Eine so wegweisende wie richtige Entscheidung, denn in der Folgezeit stand er europaweit an den Pulten namhafter Orchester, dirigierte Opern von Wagner, Mozart, Beethoven oder Weber.

Zwei Jahre nach seinem Ausstieg bei Musica Antiqua übernahm Spering die künstlerische Leitung der Brühler Schlosskonzerte und kehrte damit quasi zu seinen Alte-Musik-Wurzeln zurück. Mit Musikerkollegen aus dem Kölner Raum gründete er die Capella Augustina, das „Haus­orchester“ des Festivals, das auf das Spielen mit altem Instrumentarium spezialisiert ist, und legte neben seinem Haydn-Schwerpunkt auch generell einen deutlichen Fokus auf die historische Aufführungspraxis. Parallel zu seiner Arbeit in Brühl hatte Spering von 1999 bis 2007 außerdem die musikalische Leitung der Händel-Festspiele in Karlsruhe inne, eine Zeit, in der er sich in den Kosmos der Opern Georg Friedrich Händels stürzte. „Das habe ich wirklich gerne gemacht, weil ich Händel hinreißend finde und es liebe, seine Musik aufzuführen“, resümiert Spering.

Auf höchstmöglichem Niveau musizieren

Seit Oktober 2022 ist Andreas Spering Chefdirigent der Brandenburger Symphoniker und kann dort seine Leidenschaft für die Musik der verschiedenen Epochen in den Konzertprogrammen verwirklichen. „In Brandenburg möchte ich neben all dem romantischen und auch modernen Repertoire, in dem ein solches Orchester natürlich erst mal zu Hause ist, auch viel mehr Klassik machen, weil ich das alleine für die Spielkultur sehr wichtig finde und auch barockes Repertoire, weil dies meiner Ansicht nach essenziell ist.“ Ansonsten hat er vor allem geplant, „ganz prosaisch gesagt gute Musik zu machen“, erzählt er lachend – und auf dem für ihn und das Orchester höchstmöglichem Niveau zu musizieren.

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