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Porträt Anika Vavić

Angespornt vom Hunger nach Kultur

Angespornt vom Hunger nach Kultur: Das Cello und Yoga spielen im Leben der Pianistin Anika Vavić eine wichtige Rolle.

vonAntje Rößler,

Das Land ihrer Kindheit, das sozialistische Jugoslawien, gibt es nicht mehr. Gerade als 1991 dessen Zerfall begann, zog die 16-jährige Anika Vavić von Belgrad nach Wien. Ohne ihre Eltern, ohne Deutsch zu beherrschen – ein Sprung ins kalte Wasser. Doch bald hatte die junge Musikerin den charmanten Wiener Tonfall drauf. Sie studierte bei Noel Flores, einem Inder, der Yoga-Techniken in seinen Klavierunterricht einbaute.

Ebenso wichtig war die Begegnung mit dem großen Cellisten Mstislaw Rostropowitsch, in dessen Unterricht Anika Vavić zufällig als Begleiterin eines Cello-Studenten landete. Rostropowitsch erkannte ihre große Begabung, lud sie nach Moskau ein, arbeitete mit ihr über Jahre hinweg. 2001 gewann Vavić den Steinway-Wettbewerb in Wien. Zwei Jahre später wurde sie für die prestigeträchtige Konzertserie „Rising Stars“ ausgewählt, die sie in die berühmtesten Konzertsäle der Welt führte: von der New Yorker Carnegie Hall bis zum Concertgebouw in Amsterdam.

Anika Vavić
Anika Vavić © Marco Borggreve

Als weiterer Karriere-Schub erwies sich ein Vorspiel bei Valeri Gergiev. Der Dirigent lud Anika Vavić zu den „Weißen Nächten“ nach St. Petersburg ein – seither einer ihrer liebsten Auftrittsorte, spürt doch die Pianistin beim russischen Publikum einen besonderen Hunger nach Kultur. Auch Zubin Mehta, damals Generalmusikdirektor an der Bayerischen Staatsoper, gehört zu Anika Vavić s Mentoren. Er attestierte der Pianistin „außergewöhnliche Begabung, brillante Technik, kluges und leidenschaftliches Spiel“.

Auf der Suche nach entlegenem Repertoire: Anika Vavić

Heute arbeitet Anika Vavić mit den besten Orchestern und Dirigenten. Sie gibt Rezitale und widmet sich der Kammermusik, zum Beispiel mit Patricia Kopatchinskaja oder Daniel Müller-Schott. Ihre Bandbreite reicht von Klassik bis zu Zeitgenössischem; so hat ihr der in Wien lebende Taiwaner Shih ein Klavierkonzert gewidmet. Gern erkundet Vavić entlegenes Repertoire. Das Grieg-Konzert hingegen, ein häufig aufgezäumtes „Schlachtross“ der Klavierliteratur, hat sie erst vor zwei Jahren einstudiert.

Anika Vavić lebt mit Partner, fünfjähriger Tochter und Dackel in Wien. Sie liebt die Literatur und hat selbst einen Roman geschrieben. Darin geht es um einen Pianisten, der dem Mysterium von Alexander Skrjabins Musik verfällt – autobiografische Bezüge nicht ausgeschlossen.

Anika Vavić spielt die „Diabolischen Suggestionen“ von Prokofjew:

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