Sie hat die Begegnung musikalischer Stile und Kulturen zu ihrer Lebensaufgabe gemacht. Von ihrem Vater Ravi Shankar, der einst der westlichen Welt die Ohren für die indische Musik öffnete, hat Anoushka Shankar das Spiel auf der Sitar erlernt. Während der zart schillernde, obertonreiche Klang der 21-saitigen Langhalslaute in den 1970er-Jahren noch vor allem in verrauchten Hippie-Höhlen als Klangteppich zur Tiefenentspannung herhalten musste, hat sich in den westlichen Musikzentren inzwischen eine rege Szene rund um das traditionelle Instrument der hindustanischen Klassik gebildet.
Weltoffenheit statt Grenzen
Daran ist die 1981 in London geborene Anoushka Shankar nicht ganz unschuldig, erreicht sie mit ihrem Sitar-Spiel und ihrem Gesang doch sehr unterschiedliche Zuhörerschichten ganz einfach deshalb, weil sie sich in sehr unterschiedlichen musikalischen Kreisen bewegt. In ihrem eigenen Ensemble treffen westliche und indische Instrumente aufeinander. Begegnungen mit dem Jazz sind für Shankar ebenso selbstverständlich wie die Öffnung in den Bereich der Pop-Musik, wenn sie etwa mit Sting oder ihrer Halbschwester Norah Jones zur Genre-Überläuferin wird. Auch mit Musikern der Dresdner Philharmonie teilt die Virtuosin sich gern die Bühne, während sie Kollaborationen mit DJ- und Electronica-Produzenten ebenso genussvoll zelebriert wie das Zusammentreffen mit einem andalusischen Flamenco-Ensemble. Was bei oberflächlicher Betrachtung beliebig wirken mag, ist letztendlich der Neugier und Weltoffenheit einer Künstlerin geschuldet, die keine Scheuklappen kennt und überall dort, wo andere Grenzen sehen, den unvoreingenommenen Dialog sucht.
Anoushka Shankar – Star an der Sitar
Aufgewachsen im kalifornischen San Diego, gab Anoushka Shankar ihr erstes öffentliches Konzert im Alter von 13 Jahren in Neu-Delhi. Oft trat sie gemeinsam mit ihrem Vater auf, bis sie in London schließlich eine Familie gründete und ihren eigenen künstlerischen Weg ging. Auch als Komponistin gewinnt Shankar dem traditionellen Zupfinstrument immer wieder neue Seiten ab, wobei die Improvisation bei ihr – wie in der klassischen indischen Musik überhaupt – großen Raum einnimmt. Rasante Melodieläufe, rhythmische Finessen und eine Vorliebe für das tiefe Klangregister charakterisieren Shankars virtuoses Spiel, mit dem sie weltweit auf offene Ohren trifft und das man auch auf allen ihrer mittlerweile neun Studioalben nachhören kann. Für Künstlerinnen wie Shankar hält die Musikindustrie gern das Etikett „Weltmusik“ parat, weil sie das, was anders klingt, nur in der Abgrenzung zum Vertrauten zu fassen vermag.