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Porträt Attacca Quartet

Alles ist Musik

Ob Renaissance oder Elektro: Das amerikanische Attacca Quartet bringt alle musikalischen Epochen mit seinen frischen und kreativen Interpretationen zum Klingen.

vonJulia Hellmig,

Zwei Geigen, eine Bratsche und ein Cello. Ein ganz normales Streichquartett also? Nicht so das Attacca Quartet. Die vier Musiker aus Brooklyn kennen keine Grenzen und sehen keinen großen Unterschied zwischen einem Streichquartett und einer Rockband. Seit 2003 proben die Absolventen der New Yorker Juilliard School gemeinsam, reisen zusammen, machen, was ihnen gefällt – und das auf allerhöchstem Niveau. „Wir leben in einer Welt, die aus mehr als nur klassischer Musik besteht“, sagt Bratschist Nathan Schram.

Immer auf der Suche nach neuen Inspirationen: das Attacca Quartet

Auf ihrem aktuellen Album „Of All Joys“ kombinieren sie ihre Lieblingsstücke aus der Minimal Music und der Renaissance. Im Zentrum stehen die sechs Sätze von Philip Glass’ drittem Streichquartett „Mishima“. Diese stammen aus seiner Partitur für Paul Schraders Film „Mishima – Ein Leben in vier Kapiteln“ aus dem Jahr 1985. Er gilt als einer der wichtigsten und einflussreichsten japanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Glass schuf dazu eine Musik, die in der thematischen Struktur des Films mitgeht, aber auch unabhängig davon seine Hörer berührt. Davon hat sich auch das Attacca Quartet inspirieren lassen. „Die beste Inspiration für uns ist aber, unglaublich viel Musik zu hören“, erzählt Geiger Domenic Salerni. „Auch Brooklyn mit seiner abwechslungsreichen Musikszene ist wichtig für uns. Dort gibt es so viele Musiker, die immer etwas Neues machen – und genau das ist es, was wir auch machen möchten.“

So ist das Quartett immer auf der Suche nach neuen Klängen und Programmen. Gleichzeitig sind sie offen für Altbewährtes. Daher überrascht es nicht, dass der Titel seines aktuellen Albums die Adaption eines Textes aus John Dowlands bekanntem Madrigal „Flow My Tears“ ist. Ihre eigene Version des berühmten Madrigals „Weep, O Mine Eyes“ des englischen Komponisten John Bennet ist meditativ und melancholisch, voller Tiefe und Erhabenheit. „Vom Madrigal eines Luca Marenzio zu den Werken von Bennet und Dowland wollten wir eine direkte Linie aufzeigen, die mit der Entwicklung der weltlichen Musik einhergeht“, erklärt Salerni.

Offenheit, Vielfalt und Spielfreude

Ihre fünf vorherigen Alben zeigen genau diese Offenheit, Vielfalt und Spielfreude. Auf ihre erste Aufnahme mit Werken des amerikanischen Komponisten John Adams folgten Haydns „Sieben letzte Worte“, danach eine Weltersteinspielung von Michael Ippolitos Kammermusik, bevor sie sich mit Werken von Caroline Shaw auseinandersetzten und dafür 2020 mit einem Grammy-Award ausgezeichnet wurden. Auf ihrem vorletzten Album haben sie Stücke von einigen der angesagtesten Künstler der elektronischen Musikszene bearbeitet. Aus den Beats von Flying Lotus, Tokimonsta oder The Halluci Nation hat das Quartett eine klangstarke, mitreißende Melange aus Klassik und Elektronik geschaffen.

Ehrfurcht vor jedem der eingespielten Werke

Ganz besonders liegt den Musikern die Arbeit mit zeitgenössischen Komponisten am Herzen. Mit ihnen können sie sich austauschen und ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Selbst bei ihrem Haydn-Projekt hätten sie sich immer wieder gefragt, was der Meister wohl zu ihrer Interpretation sagen würde.

Trotz allem wahren die Musiker eine Ehrfurcht vor jedem der eingespielten Werke, vor allem aber Bewunderung und Liebe für die Kunst, die besonders ihrem aktuellen Album „Of All Joys“ eine Leichtigkeit und Frische verleiht. „In vielerlei Hinsicht macht dieses Album deutlich, warum man sich dafür entscheidet, in einem Streichquartett zu spielen“, meint Geigerin Amy Schroeder. „Die wunderschönen orgelähnlichen Akkorde und die Reinheit der Harmonie in diesen Stücken sind unglaublich erfüllend, und selbst wenn die Werke manchmal traurig klingen, ist es eine wahre Freude, sie zu spielen.“

Sehen Sie hier das Attacca Quartet mit ihrer Version von John Dowlands „Flow my tears“:

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Album-Tipp

Album Cover für Of all Joys

Of all Joys

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