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Porträt Beatrice Rana

Mit Leichtigkeit

Mit ihrem außergewöhnlichen Talent meistert Beatrice Rana das schwerste Klavierrepertoire. Nebenbei hält sie Ausschau nach unbekannten Werken.

vonMario-Felix Vogt,

Anspruchsvollste Musik wie Guido Agostis Klavierbearbeitung von Strawinskys „Feuervogel“ klingt auf Beatrice Ranas aktuellem Album so gewaltig und gleichzeitig so luzide, dass man als Hörer schlicht überwältigt wird – von der Musik und von der scheinbaren Mühelosigkeit, mit der die Pianistin den fast unspielbaren Klangrausch meistert. Zweifelsohne gehört die junge Pianistin mit der langen schwarzen Lockenpracht und den fast ebenso dunklen Augen zu den ganz großen Klavier­talenten unserer Zeit.

Geboren wurde sie im apulischen Copertino, das ganz am Absatz des italienischen Stiefels liegt, unweit der Barockstadt Lecce. Die Eltern sind beide Pianisten, somit war das Klavierspiel für die kleine Beatrice etwas ganz Alltägliches. Im Alter von vier Jahren erhielt sie ihren ersten Musikunterricht, bereits im zarten Alter von neun Jahren debütierte sie mit Bachs berühmtem f-Moll-Konzert, und mit sechzehn beendete sie ihre Klavier- und Kompositions­studien am Konservatorium von Monopoli.

Lernen von den Kommilitonen

Später setzte Beatrice Rana ihr Studium an der Musikhochschule Hannover bei Arie Vardi fort. Der heute 82-jährige Israeli ist so etwas wie eine lebende Legende, zu seinen ehemaligen Schülern zählen viele große Künstler wie Yaara Tal, Boris Giltburg oder Claire Huangci. In Vardis Klasse konnte Rana nun die Crème de la Crème der internationalen Nachwuchs­pianisten erleben. „Das war sehr inspirierend“, erinnert sie sich, „dadurch konnte ich mein Spiel deutlich verbessern“.

Das Besondere an Vardi sei, fährt die Künstlerin fort, dass er „nicht nur ein guter Klavierlehrer“, sondern auch „ein großer Geist“ sei: „Jede Stunde bei ihm stellt eine unerschöpfliche Quelle an Inspiration dar, denn er zieht Verbindungslinien zwischen den Künsten, zwischen Musik, Malerei und Literatur.“ Dabei verlange er von seinen Studenten nicht, dass sie seine Sichtweise übernehmen, sondern er helfe ihnen, ihren eigenen Stil weiterzuentwickeln. Das hält die italienische Pianistin für essentiell: „Man kann musikalisch nicht überzeugen, wenn man die Vorstellungen von jemand anderem präsentiert.“

Beatrice Rana

Beatrice Rana: Ein glühender Fan von Martha Argerich

Wenn ein außergewöhnliches Talent optimal gefördert wird, lassen die Erfolge naturgemäß nicht lange auf sich warten: 2011 gewinnt Rana den Ersten Preis beim Concours musical international de Montréal inklusive aller Sonderpreise, 2013 wurde sie mit dem Zweiten Preis sowie dem Publikumspreis der Van Cliburn Piano Competition in Texas ausgezeichnet. Anders als manch anderer Künstler verteufelt Beatrice Rana Wettbewerbe nicht: „Sie sind ein sehr demokratischer Weg, um bekannt zu werden“, betont sie. „Für mich stellten sie de facto die einzige Möglichkeit dar, eine Karriere als Konzertpianistin aufzubauen. Denn obwohl ich aus einer Familie von Profimusikern stamme, fehlten mir die Kontakte zu hochrangigen Dirigenten.“

In ihrer Jugend war Rana ein glühender Fan von Martha Argerich: „Ich hatte mich in ihr Spiel regelrecht verliebt, war begeistert von den Freiheiten, die sie sich in der Musik nahm“, Ein weiterer Pianist, den sie sehr schätzt, ist Glenn Gould. „Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als ich Goulds Bach-Aufnahmen im Alter von neun Jahren erstmals anhörte. Ich war vollkommen geschockt! In meinem damaligen Unterricht wurde Bachs Musik wie eine heilige Übung behandelt. Goulds Bach-Spiel hingegen war revolutionär, er hatte so einen ehrlichen und direkten Kontakt mit der Musik.“ Rana empfand sein Spiel als „Offenbarung“, auch wenn Goulds Aufnahmen der Goldberg-Variationen für sie kein Vorbild für ihre eigene, von der Fachwelt hochgelobte Einspielung des Zyklus war.

Auf die Frage, welche Stücke ihrer Meinung nach zu wenig gespielt werden, nennt sie die Klavierwerke von Alexander Skrjabin und Nikolai Medtner. Außerdem sei sie kürzlich auf die Klaviermusik von Georgij Catoire gestoßen, einem russischen Komponisten französischer Abstammung. „Seine Musik ist wunderschön, voller Farben.“ Man darf sich also auf spannende Entdeckungen mit Beatrice Rana freuen.

Beatrice Rana spielt Johann Sebastian Bach:

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