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Spielstätten-Porträt Villa Papendorf

Begegnungen im Salon

Vormals die größte Ziegelei Norddeutschlands – heute hat Olav Killinger aus der Villa Papendorf einen Konzertsaal gemacht

vonJulian Hofer,

Am Anfang stand ein Traum: „Wie gelingt mir das ganz besondere Konzert-Moment?“ In Olav Killingers Stimme schwingt Begeisterung. „Wie schaffe ich einen Konzertsaal, der einzigartig ist?“ Wobei der Hamburger keineswegs von der Elbphilharmonie spricht, sondern vom einstigen Sitz seiner Familie: einem schneeweißen Gründerzeit-Bau mit prachtvollen Bleifenstern, Stuckrosetten und Uhrenturm inmitten eines weitläufigen Parks, durch den sich ein Flüsschen schlängelt – die Villa Papendorf. Erbaut 1907 als Sommerresidenz von seinem Urgroßvater, der hier an der Warnow die größte Ziegelei Norddeutschlands betrieb und sich seinen Traum von einer Villa erfüllte.

Nun erklingt Chopins Des-Dur-Prélude im ehemaligen Damensalon, und Hannelore Elsner setzt mit poesievoller Stimme an: „Als Kranker war der arme große Künstler unausstehlich.“ Gebannt lauschen die 80 Besucher der Schauspielerin, die da nur wenige Meter vor ihnen George Sands Erzählungen von ihrem Winter auf Mallorca mit dem geliebten Komponisten Leben einhaucht. Killinger aber strahlt über sein jungenhaftes Gesicht: Ja, genau so hatte sich der 46-jährige Reeder die Atmosphäre vorgestellt, als er 2007 das heruntergekommene Haus kurz vor der Zwangsversteigerung für ein paar hunderttausend Euro erwarb, nachdem es zu DDR-Zeiten als Konsum und Altersheim genutzt worden war. „Ich wollte eine Umgebung für ein ganz besonderes Konzertmoment schaffen.“ 

Für jeden einen Champagner zur Begrüßung

Ein Erlebnis, zu dem das Kaminfeuer im  Nachbarraum – ehemals Esszimmer der Familie – ebenso gehört wie der Champagner zur Begrüßung, das Flanieren durch den romantischen Park mit den alten Eichen und Buchen oder der Plausch mit den Künstlern beim Wein nach dem Konzert. Ein Erlebnis wohlgemerkt, kein Event: Schwebt dem Klassikliebhaber doch eine Wiederbelebung der Salonkultur vor. Dass der promovierte Betriebswirtschaftler neben dem passenden Ort musikalisch „nur“ seine ansteckende Begeisterungsfähigkeit mitbringen konnte, war und ist kein Hindernis für ihn: „Ich habe mich einfach gefragt: Welche Künstler höre ich gern? Welches Instrument möchte ich hier gern erleben?“

Entstanden sind daraus neben der Reihe „Klassik ganz privat“ auch die musikalisch-literarischen „Begegnungen im Salon“ – und nach zwei „Testjahren“ nun die Idee eines jede Saison  wechselnden Instrumentenschwerpunktes. Zum Einstieg ab Herbst dieses Jahres hat sich Killinger das Cello ausgesucht – und seine Künstlergarde kann es mit jedem großen Veranstalter aufnehmen: Mischa Maisky, David Finckel, David Geringas, Daniel Müller-Schott oder Jean-Guihen Queyras – sie alle lassen sich gern auf die Intimität der Villa Papendorf ein. „Durch das Ambiente und die herzliche Art des Gastgebers bekommen diese Abende jene persönliche Note, die wir sonst in unseren Konzerten oft vermissen“, beschreibt Elsners „Mann am Klavier“ Sebastian Knauer den Reiz, der selbst Stars anlockt.

Natürlich hat solche Intimität ihren Preis, soll der letzte Ton nicht auch das finanzielle Aus für diesen Traum bedeuten. Und doch bedeutet Intimität hier keineswegs preisliche Exklusivität, liegen die Karten zwischen 60 und 140 Euro auf dem Niveau Hamburgs oder Berlins. Muss das Ganze da am Ende nicht doch ein teures Hobby bleiben? Olav Killinger schmunzelt: „Mein Ziel ist es, mit Hilfe von Sponsoren eine schwarze Null zu schreiben.“ Sein Traum soll noch möglichst lange weiterklingen.

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