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Kurzporträt Sir Bryn Terfel

Der sympathische Bösewicht von der britischen Insel

Für den Bariton Sir Bryn Terfel ist nur eine Sache wichtiger als die Musik: seine Familie

vonTeresa Pieschacón Raphael,

Das ist wohl die Natur der Oper: Die Tenöre sind die Guten, die Baritone die Bösen. Und die Bass-Baritone die besonders schlechten, bösartigen Figuren. „Böse zu sein, macht solchen Spaß“, sagte Sir Bryn Terfel einst in einem Interview mit der „Welt“. Besonders auf der Bühne. Da grollt und donnert er, verführt und vernichtet mit wenigen Gesten. Ob als grausam intriganter Jago in Verdis Otello, korrupter Polizeichef Scarpia in Puccinis Tosca oder gar als Méphistophélès höchstselbst in Gounods Faust. Dunkle psychologische Facetten hat er diesen und vielen anderen Charakteren verliehen, bis zur proletarischen Verdüsterung in der Titelrolle von Stephen Sondheims viktorianischer Metzelballade Sweeney Todd.

Konzert ohne Make-up und Kostüme

Mit Folksongs seiner Heimat im Gepäck war Bryn Terfel 1983 von einem walisischen Bauernhof aus nach London aufgebrochen, um an der Guildhall School of Music vorzusingen. 1992 war es so weit, und Terfel schlug als Jochanaan in Richard Strauss‘ Salome Publikum und Kritiker der Salzburger Festspiele in seinen Bann und wurde fortan als „walisisches Naturereignis“ – auch in Bayreuth – gefeiert. Inzwischen ist der 51-Jährige Vater von drei Söhnen, die ihm oft wichtiger waren als seine Karriere. Als er 2007 seinen Auftritt als Wotan absagte zur Londoner Siegfried-Premiere, weil sich eines der Kinder den Finger gebrochen hatte, erntete er heftige Kritik. „Ich habe damals viele Leute enttäuscht, aber die Familie hat Priorität. Auch Bayreuth versucht mich jährlich auf den Grünen Hügel zu locken, aber da bin ich in Spanien mit den Kindern.“

Bryn Terfel
Sir Bryn Terfel fühlt sich seiner Heimat Wales sehr verbunden © Adam Barker/DG

Da kann sich das Publikum der Dresdner Musikfestspiele freuen, dass Terfels Liederabend auf Mai und nicht in die Sommerferien fällt. „Liederabende“, sagt er, „bringen einen zum Ursprung des Singens zurück. Man steht allein mit seinem Pianisten auf der Bühne, es gibt kein Orchester, keinen Chor, kein Make-up, keine Kostüme. Alles dreht sich um die Lieder und um die Poesie.“ Ein buntes Programm bietet er: Lieder aus der walisischen Heimat sind darunter, etwa von Meirion Williams und Owen Williams, sowie Lieder von Franz Schubert und Robert Schumann – und natürlich manche „Bad Boy“-Arie. Dem Ruf muss man schließlich gerecht bleiben.

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