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Ensemble – Porträt Concerto Köln

Alte Musik mit neuen Zielen

Im Repertoire von Monteverdi bis Bach macht Concerto Köln keiner etwas vor. Nun widmet sich das Ensemble neuen Aufgaben

vonKatherina Knees,

„Wenn man als freies Ensemble 30 Jahre überlebt hat, dann sind zumindest gewisse Abläufe klarer”, sinniert Jochen Schäfsmeier. Der Geschäftsführer des Concerto Köln blickt aus seinem Bürofenster mitten im trubeligen Herzen des Kölner Stadtteils Ehrenfeld. Als Mitte der 80er Jahre eine Handvoll junger Musiker das Ensemble gründete, war das Kammerorchester für Alte Musik hier noch ganz allein gewesen auf den weitverzweigten Fluren mit ihrem vergilbten Industriecharme. Doch im Laufe der Zeit entstand auf ihre Initiative hin ein ganzes „Zentrum für Alte Musik“, das mittlerweile in die Trägerschaft der Kölner Gesellschaft für Alte Musik übergegangen ist und heute vielen Akteuren der Szene ein gemeinsames Dach über dem Kopf bietet.

Ein fester Platz in der Szene – auch ohne Aboreihen

Was einerseits gesellig ist, andererseits kulturpolitisch ein cleverer Schachzug, denn so sind die Ambitionen von Concerto Köln auch für wichtige Förderer greifbarer geworden: Gelungene Kommunikation und ein gutes Netzwerk sind eben Gold wert, wenn man sich auf dem freien Markt etablieren und wie das Ensemble zum offiziellen kulturellen Botschafter der Europäischen Union werden will.

Ein fester Platz in der Szene, der indes von Routine weit entfernt ist: Ob fehlender Abonnementsreihen sind die Concerto Köln-Musiker nämlich Jahr für Jahr gezwungen, sich immer wieder neu zu erfinden. Zudem sei es an der Zeit, sagt Schäfsmeier, die eigenen Ziele neu zu überdenken: Wo will man noch hin, wenn man schon fast alles erreicht hat und vom Gefühl her zumindest ein Stück weit angekommen ist? Schließlich sind die Alte Musik-Spezialisten in den letzten Jahren nicht nur mit mehreren Echo-Preisen ausgezeichnet worden und haben den Midem Classic Award erhalten, sondern sich längst auch über die Grenzen von Köln, Deutschland und Europa hinaus einen Namen gemacht. Was also könnte das nächste Ziel sein?

Schäfsmeiers überraschende Antwort: Beethoven. Ja, mittlerweile fände es das Ensemble einfach spannend, dessen Sinfonien in ihrem ganz eigenen Stil zu spielen – und damit wiederum das Publikum zu überraschen. Und wenn es dann nach dem Konzert heiße, „So haben wir das noch nicht so oft gehört!”, seien die Musiker glücklich. „Grundsätzlich steht Concerto Köln für alles, was Schwung hat und nach vorne geht”, sagt der Manager selbstbewusst. „Der Fokus auf den Schönklang ist ja erst mit den Jahren gekommen.”

Eine musikalische Vielseitigkeit, die den Kölnern nicht allein bei ihren regelmäßigen Konzertreisen und CD-Produktionen in ganz unterschiedlicher Besetzung zu Gute kommt, sondern auch in Sachen Musikvermittlung und Entwicklung kreativer Konzepte. Und gerade letztere sind für Schäfsmeier essentiell: „Die Alte Musik muss ganz grundsätzliche neue Antworten auf Zukunftsfragen finden.” Immerhin gehen die Gründungsmitglieder von Concerto Köln allmählich aufs Rentenalter zu; und mögen die Rheinländer – ebenso wie ihre Kammerorchester-Kollegen in Freiburg und Berlin – auch in den letzten drei Jahrzehnten in der freien Szene viel bewegt und die Alte Musik höchst lebendig und facettenreich ins Rampenlicht gerückt haben: Historische Aufführungspraxis an sich ist heutzutage nichts Exotisches mehr. Zumal fast alle jungen Musiker, die von den Hochschulen kommen, hochqualifiziert und vielseitig interessiert sind.

Bleibt also die Frage nach den künftigen Zielen. Schäfsmeier schmunzelt: Vielleicht werde ja der Geist der neuen Generation auch den bestehenden Ensembles frische Impulse geben. „Irgendjemand muss ja mal eine neue Idee haben – und möglicherweise werden wir das am Ende sein …“

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