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Spielstätten-Porträt Freilichtmuseum am Kiekeberg

Der Bär vom Kiekeberg

Seit 1995 Jahren finden im Freilichtmuseum am Kiekeberg Familienkonzerte statt

vonSören Ingwersen,

Kikerikiii! Schon auf dem Parkplatz des Freilichtmuseums am Kiekeberg in den Harburger Bergen begrüßt einen der Hahnenschrei. Ja, Getier tummelt sich reichlich auf dem zwölf Hektar großen Gelände mit seinen über 30 historischen ländlichen Gebäuden: Gänse, Schafe, Schweine, Kühe – und sogar ein Bär. Letzterer zeigt sich indes nur vier Mal im Jahr: Dann nämlich, wenn das 1560 erbaute bäuerliche Wohnhaus samt Stallungen seine rustikalen Torflügel für die Familienkonzerte öffnet.

„Basso der Bär“ ist eine Erfindung der Musikvermittlerin Hendrika Koster van Reijn, die die Familienkonzerte im Freilichtmuseum ins Leben rief und bis heute deren künstlerische Leiterin ist. Zum Jubiläum der Reihe soll der Bär nun einen ganzen Tag lang auf dem gesamten Gelände des Hofes Meyn tanzen: im Rahmen der „Kiekeberger Musikwerkstatt“. Schließlich gehört es zum Konzept des museumspädagogischen Angebots, Kulturtechniken zu begreifen, indem man sie selber ausprobiert. Und während die Kinder sonst Getreide dreschen, Rohwolle zum Spinnen vorbereiten oder Werkstücke aus Holz herstellen, können sie unterschiedliche Musikinstrumente in Konzerten kennenlernen, selbst ausprobieren und sogar bauen. Sind doch zahlreiche Instrumentenbauer mit ihren Werkbänken vor Ort, um zu demonstrieren, wie eine Trompete ausgebeult und poliert wird, die Bohrlöcher einer Flöte richtig gesetzt werden oder wie die komplexe Mechanik eines Klaviers funktioniert. Auf dass die jungen Besucher hernach an den Bastelstationen selbst eine Panflöte oder ein einfaches Saiteninstrument anfertigen können.

 

Laien und Profis geben zahlreiche Konzerte

 

„Die Kinder sollen begreifen, wie ein Ton entsteht und wie er sich verändert, wenn ich den Finger auf eine bestimmte Stelle der Saite lege“, sagt Linda Herrmann, die als ehemalige Orchestermusikerin für die Konzeption der Musikwerkstatt verantwortlich ist. „Wir wollen die Kinder mit Musik in Berührung bringen und Hemmschwellen abbauen, aber auch unsere Funktion als Museum erfüllen und auf die Geschichte eingehen. Deshalb wird es auch Fragestunden und Vorträge geben.“ Etwa zum Dudelsack, der keineswegs nur in der schottischen Folklore beheimatet ist. Ebenfalls mit traditioneller Musik beschäftigt sich die Darstellergruppe „Gelebte Geschichte 1804“, die in historischer Kleidung alte Volksweisen vorträgt und erläutert, welche Rolle diese Musik vor 200 Jahren im bäuerlichen Umfeld spielte – und ist doch nur eine der zahlreichen Profi- und Laienmusikergruppen vom Blechbläser-Ensemble der Musikhochschule über den Kindershowchor Blue Voice und die Coolen ElbStreicher bis hin zu den Schülern der Musikschulen Hanstedt, Hollenstedt, Seevetal und Winsen, die an diesem Tag die Musikwerkstatt mit ihren Konzerten bereichern. Ganz pragmatisch geht es hingegen im Agrarium zu, wo Besucher sich von den Musikern die Instrumente zeigen und erklären lassen können. Und natürlich darf auch der Jubilar bei diesem Fest nicht fehlen: Mit „Der Teufel mit den goldenen Löckchen“ und der Uraufführung von „Basso der Bär auf der Suche nach seinem Instrument“, dem dritten „Basso“-Stück, gibt es am Tag der Musikwerkstatt gleich zwei Familienkonzerte.

 

Für bleibende Erinnerungen: Musik zum Anfassen

 

Während Jan Redermacher hier bereits zum wiederholten Male ins Bärenkostüm schlüpft, wird mit den Musici Emeriti, bestehend aus Pensionären des NDR Sinfonieorchesters, der Hamburger Philharmoniker sowie der Symphoniker, erstmals ein ganzes Orchester in die Bühnenhandlung einbezogen. Seinen Einstand als Moderator feiert auch Hans-Georg Spiegel – mit seinem Ensemble Mubuntu hat der Musikpädagoge und Hochschulprofessor indes schon viel Erfahrung mit jungen Zuhörern gesammelt. „Für Kinder ist es wichtig, dass es etwas zum Anfassen gibt und nicht bloß etwas Abstraktes, das man sich vorstellen muss“, weiß der Posaunist. „Das ist ja auch das Prinzip des Museums am Kiekeberg: Berühren, riechen, beobachten und lauschen – die unmittelbare Umgebung genießend erfahren und diese entstandene Sinnlichkeit dann als eine nachhaltige Erinnerung mit nach Hause nehmen. Eben solch eine sinnliche Erinnerung soll auch das Konzert schaffen, um dann noch lange in den Zuhörern nachzuschwingen und -zuklingen.“

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