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Portrait Tonali Grand Prix 2012

Der Zukunft Gehör verschaffen

Der TONALi Grand Prix 2012 in Hamburg verschafft jungen Cellisten ungeahnte Möglichkeiten

vonThomas Jakobi,

Publikums-Voting per SMS – das kennt man eher vom Eurovision Song Contest – bei einem Klassik-Wettbewerb sorgt es wohl bei vielen für Überraschung. Für TONALi-Mitgründer und Geschäftsführer Amadeus Templeton aber sind gerade hier neue Wege nötig: „Wir sehen die Notwendigkeit, dass sich die starre Situation zwischen Bühne und Publikum zumindest teilweise auflöst.“ Der TONALi Grand Prix dient diesem Ziel seit 2010 und bringt gleichzeitig mit verschiedenen Ansätzen Bewegung in die Klassik-Szene.   

Mit dem Instrumentalwettbewerb sind in diesem Jahr die Cellisten dran: Die 12 Teilnehmer wurden bundesweit unter knapp 40 Bewerbern ausgewählt. Für die hochkarätig besetzte Fachjury sind eingesendete Aufnahmen das einzige Kriterium, ohne Ansehen der Person. Allein durch die hier geforderten Pflichtstücke sind die Anforderungen an die jungen Solisten zwischen 16 und 21 sehr hoch – und das ist auch beabsichtigt, meint Templeton: „Wir wollen die Creme de la Creme – aber nicht, um eine elitäre Schnöselei zu initiieren, sondern um die Vorbilder von morgen in eine ganz direkte Verantwortung zu bringen, für ihr Publikum und für das Vorwärtskommen klassischer Musik ganz allgemein.“

Ganz entscheidend ist für die TONALi-Macher deshalb die Vermittlung: Jeder der 12 Wettbewerbs-Teilnehmer muss nicht nur auf der Bühne ein selbst zusammengestelltes Programm moderieren, sondern wird auch in eine Hamburger Partner-Schule geschickt, um dort gemeinsam mit Schülern ein Konzert zu organisieren. Dabei hat TONALi auch das Finale im Blick: Die Schüler versuchen im begleitenden „TuttiContest“, möglichst viele Freunde und Eltern zum Finale in die Laeiszhalle zu locken; die Schule, die am Ende mit den meisten Plätzen vertreten ist, gewinnt einen Sonderpreis. Für Amadeus Templeton folgt dieses Engagement in der Breite einer klaren Logik: „Wir hoffen, dass die Generation, die jetzt durch uns mit der klassischen Musik in Berührung kommt, auch in Zukunft diese Musik hört, so dass die Solisten, die wir fördern, überhaupt noch eine Chance haben, in vollen Sälen zu spielen.“

10.000 Euro winken dem TONALi Grand Prix-Sieger, der im August ermittelt wird. Hier werden in zwei Vorrunden drei Kandidaten ausgewählt, die im großen Finale ein Konzert mit den Hamburger Symphonikern in der Laeiszhalle aufführen; das erwähnte SMS-Voting ist in diesem Konzert für weitere 7.800 Euro gut, die das Publikum mit seinen Eintrittsgeldern selbst finanziert. Auch sonst kommt TONALi ohne öffentliche Förderung aus – die finanziellen Mittel beschafft sich das Organisationsteam durch zeitaufwändiges Fundraising selbst.

Schon im Vorfeld des Instrumentalwettbewerbs fand ein Kompositionswettbewerb statt – so kommen bei TONALi außer jungen Cellisten auch junge Komponisten zu Gehör. Im Gegensatz zu den Solisten steht hier das von einer weiteren Fachjury ausgewählte Gewinnerstück schon fest: al fresco von Gerald Resch wird von allen 12 Teilnehmern im Wettbewerb präsentiert. „Die Neue Musik soll aus ihrer Nische kommen“, meint Templeton – folgerichtig wird eine Auswahl der eingesandten Wettbewerbs-Kompositionen im Projekt „Klangradar 3000“ ebenfalls an Schulen vermittelt.

Mit dem Finale im August ist die Arbeit keineswegs vorbei – wer bei TONALi dabei war, bleibt in Kontakt, da ist sich Templeton sicher: „Wir haben ein Paket von Anschluss-Förderungen, mit dem wir die Teilnehmer bei Festivals unterbringen, bei Künstleragenturen, ihnen Plattenverträge vermitteln und vieles mehr.“ Viel Arbeit also – und natürlich laufen zusätzlich längst die Vorbereitungen für 2013: dann wird das Klavier als Soloinstrument im Mittelpunkt stehen.

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