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Porträt Dresdner Festspielorchester

Hinaus in die Welt

Vor fünf Jahren wurde das Dresdner Festspielorchester gegründet und ist inzwischen nicht nur in Sachsens Landeshauptstadt zu erleben

vonChristiane Filius-Jehne,

Mit der Gründung des Dresdner Festspielorchesters im Jahr 2012 hat sich Festspiel-Intendant Jan Vogler einen Traum erfüllt und gleichzeitig auch eine musikalische Lücke in der Stadt geschlossen. Denn mit dem Festspielorchester beheimatet Dresden nun auch einen Klangkörper, der sich der historischen Aufführungspraxis verschrieben hat. Die spannende Suche nach dem Originalklang beschränkt sich dabei nicht nur auf die Epoche des Barock, sondern führt die Musiker und ihren Chefdirigenten Ivor Bolton über die Klassik bis in die Spätromantik. Damit steht das Ensemble in der Tradition so renommierter Orchester wie Concentus Musicus Wien, Les Musiciens du Louvre, des Orchestra of the Age of Enlightenment oder des Orchesters des 18. Jahrhunderts. Die Mitglieder des Dresdner Festspielorchesters, allesamt Spezialisten für historische Aufführungspraxis aus den besten europäischen Alte-Musik-Ensembles, musizieren virtuos und mit unbändiger Spielfreude auf Instrumenten, die der Entstehungszeit und dem historischen Hintergrund der aufgeführten Werke entsprechen, was ein ganz besonderes und authentisches Klangbild entstehen lässt. Die begeisterte Aufnahme von Publikum und Presse spiegelt sich auch in der Nominierung für den „International Opera Award“ 2015 wider. In seiner sechsten Saison beginnt für das Festspielorchester ein wichtiger neuer Lebensabschnitt, indem es aus seiner Geburtsstadt Dresden hinaus in die Welt tritt.

Dresdner Programm mit Starbesetzung

Anfang Mai ist der Originalklangkörper mit Jan Vogler und Martin Stadtfeld als Solisten in der gerade eröffneten Elbphilharmonie in Hamburg zu erleben, doch schon im April öffnen sich zu Hause in Dresden endlich die Türen des lang ersehnten, hochklassigen Konzertsaals im Kulturpalast, ein Ereignis, das am 30. April auch mit einem Konzert des Dresdner Festspielorchesters feierlich begangen wird. Mit Webers Freischütz-Ouvertüre, Schumanns Vierter Sinfonie und Beethovens virtuosem Tripelkonzert mit Nicola Benedetti, Jan Vogler und Alexander Melnikov als Solisten wird sich die kreative Kraft dieses Klangkörpers dann im neuen musikalischen Herzen der Stadt entfalten. Das mittlerweile zu einer schönen Tradition gewordene Gastkonzert der Festspiele in Berlin führt in diesem Jahr das Festspielorchester in die Hauptstadt. Das Programm, das einen Tag zuvor auch in der Frauenkirche zu erleben ist, hat eine Dresdner Färbung: Neben der Ouvertüre zu Richard Wagners Oper „Rienzi“, die 1842 am Königlichen Hoftheater in Dresden ihre Premiere feierte, stehen in der Philharmonie die Vier letzten Lieder von Richard Strauss auf dem Programm, dessen Opern zum größten Teil ebenfalls in Sachsens Landeshauptstadt uraufgeführt wurden. Solistin ist die großartige Waltraud Meier. Den Abschluss des Konzertes bildet Beethovens berühmte Eroica.

Licht als Symbol für Freiheit und Transparenz

Dresdner Festspielorchester
Dresdner Festspielorchester © Oliver Killig

Überhaupt stehen die Konzerte des Dresdner Festspielorchesters 2017 im Zeichen Beethovens: Mit dem Tripelkonzert, der 3. Sinfonie und Leonore (die Urfassung der Oper Fidelio kommt beim Abschlusskonzert in einer nicht alltäglichen konzertanten Fassung zur Aufführung) ist der revolutionäre Komponist zentraler Schwerpunkt des diesjährigen Repertoires des Festspielorchesters. Beethovens „Rettungs­ und Befreiungsoper“, für deren Aufführung herausragende Solisten gewonnen werden konnten, wird dabei nicht nur auf historischem Instrumentarium erklingen: Darüber hinaus gibt es erstmals eine Zusammenarbeit mit dem Festspielprojekt „Bohème 2020“, das den Kulturpalast in eine ungewöhnliche Opernbühne verwandeln wird.

Im vergangenen Jahr konnte das Dresdner Festspielorchester anlässlich seines fünfjährigen Bestehens unter seinem Chefdirigenten Ivor Bolton und mit Jan Vogler als Solisten während der Dresdner Musikfestspiele seine erste CD aufnehmen: Robert Schumanns Cellokonzert und seine 2. Sinfonie, die natürlich auf Originalinstrumentarium eingespielt wurden. Auch Jan Vogler hatte hierfür sein Stradivari ­Cello mit Darmsaiten bespannt. Seit Oktober liegt diese Aufnahme als klingende Visitenkarte vor – ein wichtiges Ereignis für das Ensemble, bedeutet doch eine CD­-Produktion „immer eine noch intensivere Auseinandersetzung mit der Musik“, wie Orchestermanager und Solobassist Michael Neuhaus resümiert: „Sie bringt ein Orchester immer weiter.“ Die nächsten Jahre werden spannend.

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