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ECHO Klassik 2017: Thomas Fritzsch

Vielseitige Gamben-Musik

Thomas Fritzsch ist nicht nur ein Verehrer Telemanns, sondern auch Wiederentdecker von dessen zwölf Gambenfantasien

vonGeorg Pepl,

Der renommierte Gambist Thomas Fritzsch lässt immer wieder durch seine Entdeckungen aufhorchen. Ausgestattet mit profundem Wissen und der Leidenschaft eines Novitäten-Sammlers, sucht er verschollene und vergessene Werke der Gambenliteratur. Vor zwei Jahren gelang ihm ein wahrlich spektakulärer Fund, als er das vermutlich einzig erhaltene Druckexemplar von Georg Philipp Telemanns zwölf Fantasien für Viola da gamba solo (12 Fantasies pour la Basse de Violle) ausfindig machte.

Thomas Fritzsch und Telemann

Der Barockmeister, an dessen 250. Todestag sich die Musikwelt im vergangenen Juni erinnerte, hat in den 1730er Jahren eine eindrucksvolle Reihe von Sammlungen für verschiedene Soloinstrumente geschaffen. So veröffentlichte er im Selbstverlag jeweils zwölf Fantasien für Traversflöte und Violine sowie dreimal zwölf Fantasien für Cembalo – heute gehören die Fantasien für Flöte und Geige längst zum barocken Standardrepertoire für unbegleitete Instrumente.

Darüber hinaus bezeugt ein im August 1735 erschienener Katalog die Veröffentlichung von zwölf Gambenfantasien in Telemanns eigenem Verlag. Zum Leidwesen der Gambisten und Telemann-Verehrer schien jedoch kein einziges Druckexemplar die Jahrhunderte überdauert zu haben. Bis eben Thomas Fritzsch nach einem Hinweis des französischen Musikwissenschaftlers François-Pierre Goy ein Exemplar in der Ledenburg-Sammlung in Osnabrück aufstöberte.

Weltersteinspielung

Der auf Gambenmusik spezialisierte Musikverlag Edition Güntersberg gab die Fantasien heraus, Thomas Fritzsch präsentiert beim Label Coviello Classics die von hoher Souveränität geprägte Weltersteinspielung. „Telemann gelingt in den Gambenfantasien das scheinbar Unmögliche“, schwärmt der Entdecker und hebt Telemanns Kenntnis der Spieltechniken sowie die Vielseitigkeit der Musik hervor.

In der Tat kommen die Antipoden Kontrapunktik und galanter Stil beide zu ihrem Recht. Die Werke bereichern das Repertoire umso mehr, als sie zu einer Zeit entstanden, in der die deutschen Verleger jegliches Interesse an Veröffentlichungen für dieses Instrument verloren hatten – ein Beweis für das Selbstbewusstsein des Komponisten und Unternehmers Telemann, der sich bei aller Offenheit für das Neue keineswegs sklavisch am Massengeschmack orientierte. „In einer zyklischen Werkanlage“, so Fritzsch, „fasst Telemann ein letztes Mal alle Spielmöglichkeiten und Ausdrucksformen des Instrumentes exemplarisch zusammen – ein Kompendium solistischer, unbegleiteter, den Hörer faszinierender und dennoch sich selbst genügender Gambenmusik.“

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