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ECHO Klassik 2017: Kent Nagano

Glutvolle Sinnlichkeit

In diesem Jahr wird Kent Nagano für seine Einspielung von Strauss’ Alpensinfonie mit dem ECHO Klassik als „Dirigent des Jahres“ ausgezeichnet

vonKatharina von Glasenapp,

Kent Nagano, der Amerikaner mit japanischen Wurzeln und der charakteristischen Künstlermähne, ist derzeit noch Music Director des Orchestre Symphonique de Montreal, erster Gastdirigent der Göteborger Symphoniker und Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Hamburgischen Staatsoper. Seinen Vertrag in Kanada wird er über 2020 hinaus nicht verlängern. Die Eröffnung des neuen Konzertsaals, der „Maison symphonique“ im Jahr 2011 gehörte zu den Höhepunkten des kanadischen Musiklebens. Symphonische Zyklen hat er dort ebenso verwirklicht wie konzertante Aufführungen von Wagner-Opern oder Messiaens „Saint François d’Assise“.

Seit der Uraufführung dieser Oper im Jahr 1984, als er vom Komponisten selbst zum Assistenten von Seji Ozawa ernannt worden war, ist er mit dem Gesamtwerk Messiaens verbunden. Doch auch die lichterfüllten Klänge von Poulencs „Dialogues des Carmelites“ oder jene der finnischen Komponistin Kaija Saariaho in „L’amour de loin“ kommen seiner Liebe zu den französischen Klangfarben entgegen. Für zahlreiche weitere Werke des 20. Jahrhunderts setzt er sich ein. In München dirigierte er etwa Uraufführungen von Wolfgang Rihm, Jörg Widmann und Unsuk Chin.

Strauss und Nagano

Kent Nagano
Kent Nagano © Felix Broede

Überhaupt hat sich der leidenschaftliche Musikvermittler, der sich in seinem Buch „Erwarten Sie Wunder!“ auch für eine fundierte musikalische Erziehung an den Schulen einsetzt, das klassisch-romantische Repertoire von der neuen Musik her erschlossen. Vielleicht ist das der Grund, dass seine Einspielung der Alpensinfonie von Richard Strauss gemeinsam mit den Göteborger Symphonikern, für die er jetzt mit einem ECHO Klassik als „Dirigent des Jahres“ ausgezeichnet wurde, so überraschend schlank, manchmal fast kammermusikalisch rüberkommt.

Die Alpensinfonie spiegelt ja einen Tag in den Bergen gleichsam im Zeitraffer, steht aber auch für ein ganzes Leben mit seinen Wendungen und Brüchen. Aus dem dunklen Raunen des Anfangs, aus dem in einem schöpferischen Akt Klang und Raum zu entstehen scheinen, erhebt sich mit großem Aufschwung und Beckenschlag die Sonne. In den Schilderungen des Gletschers und des Gipfelrundblicks greifen Strauss und Nagano natürlich in die Vollen, es gibt gleißende Jubelthemen, die musikalische Schilderung von Sturm und Gewitter ist ein Fest für die Hörnergruppe. Doch sind diese Höhepunkte mit dem zweifellos virtuosen Orchester klug gesetzt. Dazwischen entwickelt Nagano wunderbar lyrische Szenen am Bach und auf den Blumenwiesen, dünnt den Klang aus oder lässt zuletzt eine glutvolle Sinnlichkeit entstehen.

Kent Nagano über Strauss’ Alpensinfonie:

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